Klin Monbl Augenheilkd 2022; 239(03): 346-363
DOI: 10.1055/a-1758-3020
CME-Fortbildung

Frühgeborenenretinopathie

Aktuelle Aspekte zu Klassifikation, Screening und TherapieRetinopathy of PrematurityUpdate on Classification, Screening, and Therapy
Jeany Q. Li
,
Ulrich Kellner
,
Birgit Lorenz
,
Andreas Stahl
,
Tim U. Krohne

Zusammenfassung

Die Frühgeborenenretinopathie zählt zu den häufigsten behandelbaren Erblindungsursachen bei Kindern. Es handelt sich um eine vasoproliferative Netzhauterkrankung, die nur bei Frühgeborenen auftritt. Durch ein konsequentes augenärztliches Screening können nahezu alle Augen mit behandlungsbedürftiger ROP frühzeitig identifiziert und einer Behandlung zugeführt werden, sodass das Risiko einer schweren Sehbehinderung oder Erblindung durch eine ROP erheblich gesenkt wird.

Abstract

Retinopathy of prematurity (ROP) is a leading cause of preventable childhood blindness. This proliferative retinal vascular disease affects only prematurely born infants. Major risk factors include low gestational age and prolonged postnatal oxygen supplementation. ROP screening allows for timely identification of treatment-requiring infants and thus significantly reduces the risk of severe visual impairment and blindness from ROP. Current treatment options comprise retinal laser coagulation and intravitreal anti-vascular endothelial growth factor (VEGF) therapy. We provide a review of scientific data and current treatment recommendations, with special attention to the updated German guideline on ROP screening, the statement of the German ophthalmological societies on anti-VEGF therapy of ROP, and the new third edition of the International Classification of Retinopathy of Prematurity (ICROP3).

Kernaussagen
  • Mit der Einführung der Anti-VEGF-Therapie haben sich die Behandlung der akuten ROP, aber auch die Nachbeobachtung nach Therapie wesentlich geändert.

  • In diesem Artikel wurden die wesentlichen Änderungen der Klassifikation der akuten ROP, die 2021 von einem internationalen Gremium als ICROP3 publiziert worden sind, der 2020 revidierten deutschen AMWF-Leitlinie zum ROP-Screening und der ebenfalls 2020 überarbeiteten Stellungnahme der deutschen augenärztlichen Fachgesellschaften zur Anti-VEGF-Behandlung der Frühgeborenenretinopathie zusammenfassend dargestellt sowie weitere aktuelle Publikationen zur ROP diskutiert.

  • Eine besondere Herausforderung nach Behandlung stellen späte Reaktivierungen der Erkrankung nach Anti-VEGF-Therapie dar, die langfristige Nachkontrollen erforderlich machen.

  • In Zukunft werden retinale Bildgebungsverfahren wie Weitwinkelfundusfotografie und Fluoreszeinangiografie eine zunehmende Rolle spielen, die zur Verlaufsdokumentation und im Rahmen eines telemedizinischen Screenings eingesetzt werden könnten.

  • Derzeit noch vor allem in wissenschaftlichen Studien zur Anwendung kommt die optische Kohärenztomografie mit handgehaltenen Geräten.



Publication History

Article published online:
04 March 2022

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