Klin Monbl Augenheilkd 2024; 241(02): 231-246
DOI: 10.1055/a-2193-2658
CME-Fortbildung

Bakterielle Konjunktivitis: Aktuelle Aspekte der Diagnostik und Therapie

Bacterial Conjunctivitis: Current Aspects of Diagnosis and Therapy
Helena Siegel
,
Stefan Lang
,
Philip Maier
,
Thomas Reinhard

Die bakterielle Bindehautentzündung gehört mit einer Inzidenz von 135 : 10 000 in den Vereinigten Staaten von Amerika zu den häufigsten Krankheitsbildern der Augenheilkunde. Obwohl viele Fälle selbstlimitierend sind, kann sie zu Komplikationen führen oder eine antibiotische Therapie erfordern. Dieser Beitrag fasst relevante Aspekte zu Epidemiologie, Erregern, Diagnose und Behandlungsoptionen zusammen.

Abstract

Bacterial conjunctivitis is a leading cause of infectious conjunctivitis in children and second most common cause in adults. Although often self-limiting, it can lead to complications like corneal scarring and systemic infections in high-risk groups including newborns and immunocompromised patients. Thus, prompt diagnosis and treatment are essential for these vulnerable populations. Common bacterial causes are Staphylococcus aureus and Streptococcus pneumoniae in adults and Haemophilus influenzae and Moraxella catarrhalis in children. Clinical features alone do not reliably identify the causative pathogen. Microbiological testing is necessary for persistent or severe cases. Topical antibiotics like azithromycin or fluorochinolones are usually prescribed. However, gonococcal and chlamydial conjunctivitis warrant systemic antibiotics due to their potential for severe complications. Increasing antibiotic resistance might even necessitate tailored therapy based on antibiotic susceptibility profiles. Screening and treating pregnant women is an effective prevention strategy by reducing perinatal transmission (especially of gonococcal and chlamydial infections). In summary, while often self-limiting, potential complications and rising antibiotic resistance underscore the importance of timely diagnosis and treatment of bacterial conjunctivitis. Preventive measures including maternal screening are crucial public health initiatives to curb the risks associated with this common eye infection.

Kernaussagen
  • Bakterielle Bindehautentzündungen gehören zu den häufigsten Augenkrankheiten; bei Kindern sind sie die häufigste und bei Erwachsenen die zweithäufigste Ursache für eine infektiöse Konjunktivitis.

  • Trotz der Selbstlimitierung in vielen Fällen können bei bestimmten Erregern oder Risikopatienten Komplikationen wie Hornhautschäden oder tiefergehende Infektionen entstehen.

  • Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie sind insbesondere bei Risikogruppen wie Neugeborenen und Immunsupprimierten wichtig.

  • Klinische Symptome allein ermöglichen nicht immer einen Rückschluss auf den Erreger, daher sind bei persistierenden Symptomen weiterführende mikrobiologische Untersuchungen notwendig.

  • Die häufigsten bakteriellen Erreger sind Staphylococcus aureus und Streptococcus pneumoniae bei Erwachsenen sowie Haemophilus influenzae und Moraxella catarrhalis bei Kindern.

  • Die Entscheidung für oder gegen eine Antibiotikatherapie bei bakterieller Konjunktivitis sollte stets eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung beinhalten. Während bei immungesunden Patienten oft eine abwartende Haltung angeraten ist, um Resistenzentwicklung zu vermeiden, überwiegt bei Risikogruppen der Nutzen einer raschen gezielten antibakteriellen Therapie zur Verhinderung von Komplikationen.

  • In der Regel können in solchen Fällen topische Antibiotika wie Aminoglykoside, Makrolide oder ggf. auch Fluorchinolone eingesetzt werden; bei Gonokokken oder Chlamydien ist eine systemische Antibiose notwendig.

  • Zunehmende Resistenzen erfordern den gezielten Einsatz von Antibiotika auf Basis resistenzgeprüfter Erreger.

  • Das Screening und die Behandlung der Schwangeren/Mütter stellt eine effektive Prävention perinataler Infektionen dar.



Publication History

Article published online:
17 November 2023

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