Dtsch Med Wochenschr 1973; 98(16): 814-825
DOI: 10.1055/s-0028-1106912
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die pneumatische Dilatation zur Behandlung der Achalasie der Speiseröhre

Pneumatic dilatation in the treatment of achalasia of the oesophagusM. Wienbeck, P. Heitmann
  • Medizinische Klinik der Universität Marburg a. d. Lahn (Direktor: Prof. Dr. G. A. Martini)
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Publication Date:
08 April 2009 (online)

Zusammenfassung

21 Patienten mit einer Achalasie des Ösophagus wurden mittels eines pneumatischen Kardiadilatators behandelt. Unmittelbar nach meist einmaliger, unter Bildschirmkontrolle am wachen Patienten durchgeführter pneumatischer Überdehnung des gastro-ösophagealen Übergangsabschnittes wurden 17 Patienten, die vorher hochgradige Symptome aufgewiesen hatten, vollkommen beschwerdefrei und vier wesentlich gebessert. 17 Patienten blieben über eine Beobachtungszeit von œ bis 6 Jahren (Durchschnitt 3,2 Jahre) beschwerdefrei oder deutlich gebessert. Bei vier Patienten stellte sich 3–7 Monate nach Behandlung ein Rezidiv ein, erneute Dehnungen führten bei zwei Patienten zu langjähriger, bei einem weiteren zu vorübergehender Beschwerdefreiheit. Röntgenologisch nahm der Maximaldurchmesser des engen Segmentes zu, und die Erweiterung des Speiseröhrenkörpers sowie die Passagebehinderung nahmen ab. Intraluminale Druckmessungen zeigten vor Behandlung einen leicht hypertonischen gastro-ösophagealen Sphinkter, der nach Schluckakten inkonstant und unvollständig oder gar nicht erschlaffte. Nach Behandlung wurde die Verschlußkraft dieses Sphinkters um 65% erniedrigt, die weiterhin inkonstanten, schluckabhängigen Sphinktererschlaffungen wurden vollständig. Trotzdem blieb der Sphinkter auch nach der Dehnung voll gegen gastro-ösophagealen Rückfluß wirksam. Der vorher über Magenfundusdruck erhöhte Ruhedruck im Speiseröhrenkörper normalisierte sich nach Behandlung, die Kontraktionen blieben jedoch pathologisch und gewöhnlich aperistaltisch. Klinische Rezidive zeigten sich frühzeitig in einem Wiederauftreten der prädilatatorischen manometrischen Befunde an. Die pneumatische Dilatation ist also eine risikoarme, langfristig erfolgreiche Maßnahme zur symptomatischen Behandlung der Achalasie. Sie ist, im Gegensatz zur Operation, nicht mit der Gefahr einer iatrogenen Refluxösophagitis belastet.

Summary

Pneumatic dilatation of the cardia was performed in 21 patients with achalasia of the oesophagus. In 17 patients the severe symptoms ceased immediately and completely; in four patients dilatation brought about marked improvement, in most instances after only one dilatation. Freedom from symptoms or marked improvement persisted in 17 patients for six months to six years (average 3.2 years). In four patients with a recurrence three to seven months after treatment a second dilatation produced freedom from symptoms for many years in two, transient freedom in one. Maximal diameter of the narrow segment increased radiologically, and enlargement of the body of the oesophagus and impairment of food passage decreased. After successful dilatation the closure force of the sphincter decreased by 65% and sphincter relaxation after swallowing, though inconstant, became complete. Nonetheless, the sphincter remained fully effective against gastro-oesophageal reflux even after dilatation. The resting pressure in the main part of the oesophagus, previously higher than that in the gastric fundus, became normal but the contractions remained abnormal and usually aperistaltic. An early sign of recurrence was a return to manometric values present before treatment. Pneumatic dilatation is, therefore, a low-risk, long-lasting symptomatic treatment of achalasia which – contrary to operative measures – does not carry the risk of reflux oesophagitis.

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