Dtsch Med Wochenschr 1953; 78(45): 1539-1543
DOI: 10.1055/s-0028-1114997
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Allergie und Leber1

Friedrich-Ernst Schmengler
  • I. Medizinischen Klinik der Akademie Düsseldorf (Direktor: Prof. E. Boden)
1 Prof. Dr. E. Boden zum 70. Geburtstag.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. April 2009 (online)

Zusammenfassung

A. Rein allergische Leberschädigungen verschiedensten Schweregrades bei Menschen sind möglich:

1. Unter den Bedingungen der experimentellen Anaphylaxie, wie sie bei der Einverleibung von Antigenen in den sensibilisierten Organismus in der modernen Medizin nicht selten geschaffen werden.

2. Bei schweren nutritiven Allergien.

3. Bei der fötalen Erythroblastose.

B. Die Rolle infektiös-allergischer Faktoren ist für protrahierte Hepatopathien wahrscheinlich sehr bedeutend. Das gilt sicherlich für den Rheumatismus, aber wohl auch für chronische Infektionen verschiedener Ätiologie.

Für die Hepatitis mit Virusätiologie zeichnet sich die Mitwirkung allergischer Mechanismen im Sinne der Intervention von Autoantikörpern in Analogie zur Nephritis bereits ab. Vor allem für protrahiert verlaufende Erkrankungen muß ernstlich damit gerechnet werden.

Im übrigen sind Erscheinungen aus dem allergischen Formenkreis bei der Virushepatitis so zahlreich und oft auch so bedeutend, daß man ihre Rückwirkung auf die hepatitischen Abläufe keinesfalls ablehnen kann.

C. Schließlich bleiben auch zahlenmäßig durchaus nicht zu vernachlässigende Fälle aus dem klinischen Beobachtungsgut übrig, bei denen die Virusätiologie ausgeschlossen oder unwahrscheinlich ist.

Sie lassen den Schluß ziehen, daß auch akute Hepatitiden auf anderweitigen infektiös-nutritiv- oder medikamentös-allergischen Mechanismen beruhen können.

Als wesentlicher Schlüssel zum Verständnis allergischer Organschäden überhaupt, wohl auch für das Problem der sogenannten „Organwahl”, ist vielleicht die Annahme einer vorbereitenden oder begleitenden Noxe anzusehen. So dürfte die allergische Schädigung am ehesten in den Organen manifest werden, die bereits eine anderweitige nicht allergische „veränderte Reaktionsfähigkeit” tragen. Es kann nicht bestritten werden, daß die Leber unter diesen Organen eine der ersten Stellen einnehmen dürfte.

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