Dtsch Med Wochenschr 1950; 75(48): 1625-1627
DOI: 10.1055/s-0028-1117741
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

„Reflexepilepsie” durch Lokalanästhetika

Fritz Wawersik, Hans Rohkrämer
  • Medizinischen und Nervenklinik der Städt. Krankenanstalten Wuppertal-Barmen (Chefarzt: Prof. A. Sturm)
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Publication Date:
29 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Zwischenfälle bei Verabfolgung von Lokalanästhetika sind wahrscheinlich häufiger als allgemein bekannt. Es wird über 5 eigene Beobachtungen berichtet, bei denen epileptiforme Anfälle während der Injektion kleinster Mengen eines Percain-Adrenalin-Gemisches in die Tonsillen bzw. von Novocain in den Halsgrenzstrang auftraten. Im Tierexperiment (Danielopolu) sind durch Reizung der Sinusnerven Krampfanfälle reproduzierbar. Diese Vorgänge werden nicht über das Gefäßnervensystem vasokonstriktorisch vermittelt, sondern beruhen auf Änderungen der zentralnervösen Erregbarkeit durch den Sympathikus, möglicherweise auch auf einer direkten sympathikogenen Erregung des Krampfzentrums. Es wird angenommen, daß gleiche Mechanismen bei den mitgeteilten Beobachtungen wirksam sind. Da bei diesen als besondere Formen der „Reflexepilepsie” aufgefaßten Zwischenfällen neben der Beschaffenheit des peripheren Reizfeldes auch die zerebrale Krampfbereitschaft eine Rolle spielt, ist vor Verabfolgung einer Anästhesie zu operativen oder intern-therapeutischen Zwecken auf nervöse Besonderheiten zu achten, die in die Richtung einer latenten epileptischen Bereitschaft — gleich welcher Ätiologie — hindeuten.

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