Dtsch Med Wochenschr 1926; 52(2): 52-55
DOI: 10.1055/s-0029-1200619
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber das Hormon des östrischen Zyklus. II.: Beitrag zu den chemischen und pharmakologischen Eigenschaften und zur Eichung eines östrogenen Hormons (Schluß aus Nr. 1.)

Ernst Laqueur, P. C. Hart, S. E. de Jongh, J. A. Wijsenbeek
  • Aus dem Pharmako-therapeutischen Laboratorium der Universität in Amsterdam. (Direktor: Prof. E. Laqueur.)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
21. August 2009 (online)

Zusammenfassung

Es werden die Eigenschaften einer hauptsächlich aus Follikelsaft, aber auch aus Ovarien und Plazenta bereiteten Substanz, deren einfache Darstellung an anderer Stelle beschrieben ist, erörtert. Ihre wichtigste Eigenschaft ist, in minimalen Mengen, bei der reinsten Darstellung erheblich weniger als 1/10, ja 1/100 mg, typische, weitgehend an den natürlichen Brunstzyklus erinnernde Veränderungen bei der kastrierten Maus hervorzurufen. Die Substanz wird Menformon genannt und definiert als ein Stoff, von dem 1 mg Trockensubstanz mindestens 10 sogenannte Mäuseeinheiten = M.E. enthält. Das biologische Aequivalent der M.E. wird eingehend beschrieben, und die Minimalforderungen zur Eichung angegeben.

Chemisch ist der Stoff im Augenblick hauptsächlich negativ zu charakterisieren, nämlich als frei von Eiweiß, vermutlich auch frei von Stickstoff und Phosphor, frei von Cholesterin; über den Schwefelgehalt ist noch nichts Sicheres zu sagen, da die bisher zur Analyse verfügbaren Mengen zu klein sind. Menformon ist außer in den flüchtigen Lösungsmitteln gut in Wasser löslich, und zwar, soweit durch Dialyseversuche zu beweisen, echt und nicht kolloidal gelöst. Seine Auflösungen bleiben vollkommen wasserhell, auch bei Zusatz von Trikresol und 0,9% Kochsalz. Nach dreiwöchigem Aufenthalt im Brutschrank ist es unverändert wirksam.

Pharmakologisch ist Menformon in den bisher geprüften Mengen bis 80 M.E. bei Mensch und Tier völlig ungiftig, bei intravenöser Einspritzung auch ohne Einfluß auf Herz, Blutdruck und Atmung. In Mengen von etwa 17 M.E. ruft es beim isolierten Uterus einer jungfräulichen Kavia eine Kontraktion hervor. Auf den Uterus in situ (Bauchfensterkaninchen) hat es nach den bisherigen Versuchen keinen Einfluß.

Von Wachstumseinflüssen ist bisher festgestellt, daß 8 M.E. im Laufe von 10 Tagen injiziert genügen, um Uterus und Vagina von jungen Rattan (auch Caviae) bis über 200% Gewicht gegenüber gleich alten und gleich gehaltenen Kontrolltieren zunehmen zu lassen.

Die bisher stets behauptete Unlöslichkeit von Stoffen, die mit Menformon verwandt, vielleicht identisch sind, in Wasser, ferner deren Wirkung auf den Blutdruck ist wahrscheinlich nur auf Verunreinigungen zurückzuführen.

Ueber das Hormon des östrischen Zyklus. II.: Beitrag zu den chemischen und pharmakologischen Eigenschaften und zur Eichung eines östrogenen Hormons

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