Dtsch Med Wochenschr 1926; 52(16): 653-655
DOI: 10.1055/s-0029-1200879
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ist die Glykosurie der Schwangeren eine diabetische Stoffwechselstörung?

D. Adlersberg, O. Porges in Wien
  • Aus der I. Medizinischen Universitätsklinik in Wien. (Vorstand: Prof. K. F. Wenckebach.)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. August 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Als renale Glykosurie lassen sich solche Fälle von Glykosurie bezeichnen, bei denen Nüchternglykosurie bei normalem Blutzuckerwert oder alimentäre Glykosurie bei normaler Blutzuckerkurve besteht. Die Feststellung eines normalen Blutzuckerwertes nach alimentärer Belastung bei Glykosurie vor und nach der Bestimmung desselben ist kein sicherer Beweis für die renale Aetiologie einer Glykosurie.

2. Unter 14 Schwangeren, von denen nur eine spontane Glykosurie (d. i. bei frei gewählter Kost) zeigte, fanden sich 8 mit vermehrter Durchlässigkeit der Niere für Traubenzucker, 2 zeigten eine herabgesetzte Assimilationsgrenze für Kohlenhydrate im Sinne einer diabetischen Stoffwechselstörung.

3. Nach 2—5tägiger kohlenhydratfreier Kost zeigten sämtliche Fälle Steigerung der experimentellen Hyperglykämie und eine Glykosurie ex amylo, die mitunter 1—3 Tage anhielt.

4. Die experimentelle Glykosurie in der Schwangerschaft beruht daher zumeist auf vermehrter Durchlässigkeit der Nieren, seltener auf verminderter Toleranz für Kohlenhydrate und kann durch diätetische Einflüsse besonders gesteigert werden.

5. Bei Verwendung der experimentellen Glykosurie zur Schwangerschaftsdiagnose wäre daher die dem Versuch vorangehende Diät zu berücksichtigen. Es eröffnet sich die Möglichkeit, auf dieser Basis zu günstigeren und einwandfreieren Ergebnissen zu gelangen, als es bisher der Fall war.

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