Rofo 1949; 71(1): 28-54
DOI: 10.1055/s-0029-1231525
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Über hochgradige Schrumpfung ganzer Lungenlappen

(Lappenatelektase und Lappenbronchiektasie)1)Claus Esser - Oberarzt der Röntgenabteilung des Caritas-Krankenhauses Köln-Hohenlind
  • Aus dem Universitätsinstitut für Röntgenologie und Radiologie der Charité, Berlin (Direktor: Prof. Frik †)
1) Die Arbeit wurde bereits 1943 zum Druck eingereicht, konnte jedoch wegen der Zeitverhältnisse damals nicht in vollem Umfang erscheinen. Nach teilweiser Überarbeitung sei sie heute dem Andenken meines am 1. Oktober 1944 verstorbenen langjährigen Chefs gewidmet.
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Publication Date:
09 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Infolge Schrumpfung durch Atelektase oder entzündliche Prozesse mit oder ohne konsekutive Bronchiektasenbildung können ganze Lungenlappen eine so hochgradige Volumverkleinerung und Deformierung erfahren, daß ihre röntgenologische Erkennung außerordentlich schwierig wird. Abgesehen von einer sehr sorgfältigen Durchleuchtungstechnik mit unter Sicht des Auges geschossenen Zielaufnahmen, sind auch die subtileren Verfahren, wie Schichtuntersuchung und Bronchographie, heranzuziehen.

Im Rahmen der Erörterung der Pathogenese werden die reversible Atelektase und die chronischpneumonische Schrumpfung mit Bronchiektasenbildung als das Substrat des geschrumpften Lappens erkannt. Das Ausmaß der Schrumpfung hängt neben anderen Faktoren auch von der Anwesenheit pleuraler Verklebungen im Lappenbereich ab. Beim Nachrücken in den freiwerdenden Thoraxraum kommt es in den Nachbarlappen nicht nur zur Form des kompensatorischen, sondern auch zum vikariierenden Emphysem, das als Lungenhypertrophie aufgefaßt wird und eine vollwertige Lappenvergrößerung bewirkt.

Der Hauptzweck der Arbeit besteht in der Erörterung der sich durch eine Schrumpfung ergebenden Formänderung der Lungenlappen und der Möglichkeit ihrer Erkennung. Bei Schrumpfung haben die einzelnen Lungenlappen die Tendenz, sich an gewisse Stellen im Brustkorb zu retrahieren, wobei sie bei bestimmten Durchleuchtungsrichtungen eine kegelartige Verformung (Dreieckschatten) erkennen lassen. Die auftretende Änderung von Lage und Form wird für die einzelnen Lappen beschrieben, die optimale Darstellungstechnik erörtert und auf die Darstellungsmöglichkeit des den betreffenden Lappen versorgenden Bronchus mittels Schichtbild und Bronchogramm hingewiesen. Das Einmünden der Bronchialaufhellung in den Dreieckschatten ist für die Identifizierung des Schattens wichtig und beweisend. Viele für akzessorische Lappen gehaltene Verschattungen entpuppen sich als massive Schrumpfungen vollständiger Lungenlappen. Schließlich wird die Frage der Häufigkeit von auf einen Lobus cardiacus beschränkten Prozessen behandelt und auf Grund der Darstellung des Bronchialbaums ihr häufiges Vorkommen bestritten.

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