Klin Monbl Augenheilkd 2012; 229(6): 650
DOI: 10.1055/s-0032-1312780
Offene Korrespondenz
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Das Auge des Minnesängers

The Minnesinger’s Eye
F. Brigo
1   Klinik für Neurologie, Universität Verona, Italien
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Publikationsverlauf

22. März 2012

18. April 2012

Publikationsdatum:
29. Juni 2012 (online)

Mit großem Interesse habe ich den Versuch von Prof. Dr. Franz Daxecker gelesen [1], aus den historischen Quellen eine Diagnose auf die Erkrankung des rechten Auges des berühmten Minnesängers Oswald von Wolkenstein zu stellen. Die Erklärung für die Ptosis Oswalds ist überzeugend, obwohl die Ursache einer solchen Verletzung ziemlich umstritten scheint. Prof. Daxecker schreibt nämlich, dass die Ptosis Wolkensteins mit großer Wahrscheinlichkeit die Folge einer perforierenden Verletzung des rechten Auges war. Die Frage ist, wie konnte er eine solche Verletzung bekommen. Oswald von Wolkenstein hatte mit seiner Frau Margareta von Schwangau 7 Kinder, und es ist wohl bekannt, dass die Beziehung zwischen Mann und Frau nicht idyllisch war („Die [meine Frau] hat mir eine schwere Bürde aufgehalst“ [2]). Was Prof. Daxecker nicht genug betrachtete, war die Möglichkeit, dass Oswald nach einem heftigen Streit mit seiner Ehefrau (Ich nehme an, aufgrund Kindererziehung: „Es wär nun Zeit, daß ich das Geschrei meines eigenen Kindes, / (eines) ehelichen, in einer Wiege gellen hörte.“ [2]) von ihr einen… Faustschlag aufs Auge bekommen habe!

Interessenkonflikt: Nein

 
  • Literatur

  • 1 Daxecker F. Oswald von Wolkenstein‘s right eye. Klin Monatsbl Augenheilkd 2006; 223: 252-254
  • 2 Hartmann S. Oswald von Wolkenstein Es fügt sich. In: Tervooren H, (Hrsg) Gedichte und Interpretationen. Mittelalter. Stuttgart: 1993: 299-318