Laryngorhinootologie 2013; 92(03): 184-185
DOI: 10.1055/s-0032-1327580
Der interessante Fall
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Coildraht-Durchwanderung nach neuroradiologischer Intervention bei Blutung nach Oropharynxkarzinom

Coil migration after neuroradiologic intervention due to hemorrhage in oropharyngeal carcinoma
N. Lüblinghoff
,
N. Weerda
,
C. Hader
,
R. Laszig
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Publication History

Publication Date:
09 October 2012 (online)

Einleitung und Hintergrund

Blutungen im Kopf-Hals-Bereich bringen aus anatomischen Gründen eine Reihe diagnostischer Aufgaben und therapeutischer Probleme mit sich und stellen oftmals hohe Anforderungen an ein rasch koordiniertes ärztliches Handeln (Delang KW, HNO 2005–53: 187–199; Greve J et al. Strahlenther. Onkol. 2010 May; 186(5): 269–73). Neben den klassischen chirurgischen Therapieoptionen bietet die interventionelle Neuroradiologie die Möglichkeit der superselektiven Sondierung und Embolisation der regionalen Gefäße an (Lin HW et al., Auris Nasis Larynx 2010 Jun; 37(3): 390–3). Bei dem hier beschriebenen Fall kam es Monate nach einem endovaskulärem Gefäßverschluss durch Platincoils bei massiver Oropharynxblutung nach Operation und Radiatio eines Oropharynx-Karzinoms zu einer Durchwanderung des Coildrahtes aus dem embolisierten Gefäß eventuell aufgrund der ständigen Bewegung des Pharynx beim Schlucken und Sprechen.

Das Oropharynxkarzinom hat einen Anteil von 10% aller Neoplasien im Kopf-Hals-Bereich. Die Inzidenz wird mit 1–3/100`000 pro Jahr angegeben. Hierbei sind Männer etwa 2,5-mal häufiger betroffen. Es findet sich eine Häufung zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Das größte metastatische Potenzial haben Tonsillen- und Zungengrundkarzinome; sie metastasieren oft beidseitig. Das Frühsymptom eines Oropharynxkarzinoms ist in 50–60% der Fälle eine regionale Lymphknotenmetastase. Als Therapieoptionen stehen die chirurgische Resektion des Karzinoms und seiner Lymphknotenmetastasen, die Strahlentherapie und eine palliative Chemotherapie oder die Kombination dieser zur Verfügung. Als effektivstes Therapieverfahren werden die primäre Radiochemotherapie oder die Resektion mit postoperativer adjuvanter Radiatio angesehen. Zu den Komplikationen dieser Therapien gehören sowohl direktpostoperative sowie auch spätere massive Blutungen aus dem ehemaligen Tumorgebiet. Blutungen im Kopf-Hals-Bereich werden allgemein- und notärztlich besonders gefürchtet. Die Gründe liegen u. a. in der engen topografischen Beziehung zu den großen Halsgefäßen, nervalen Strukturen und Atemwegen und in den limitierten operativen Möglichkeiten. Häufig ist ein interdisziplinäres Vorgehen erforderlich (Goodman DN et al. AJNR Am J Neuroradiol. 2003 Jan; 24(1): 140–2, Griska LB et al., Head Neck Surg. 1981 Jan-Feb; 3(3):202–203)

Anhand unseres Falles stellen wir im Folgenden den Verlauf nach endovaskulärer Therapie bei arterieller Blutung nach einem chirurgisch und strahlentherapeutisch behandelten Oropharynxkarzinom vor. Ziel dieser Arbeit ist es, den Blick auf ungewöhnliche Folgen nach neuroradiologischer Intervention bei einer Oropharynxblutung zu lenken (Lin HW et al., Auris Nasis Larynx 2010 Jun; 37(3): 390–393).