PPH 2014; 20(02): 106-107
DOI: 10.1055/s-0034-1371791
DFPP-Mitteilungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Deutsche Fachgesellschaft Psychiatrische Pflege

Mitteilungen für die Mitglieder
Uwe Genge
,
Dorothea Sauter
,
Stephan Bögershausen
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Publication History

Publication Date:
21 March 2014 (online)

Pflegeentwicklungen

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Uwe Genge, stellvertretender Präsident der DFPP

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

manchmal sind Entwicklungen nicht vorhersehbar und es bleibt die Frage, ob Bekundungen nur Lippenbekenntnisse sind oder ob Taten folgen. Wirft man einen Blick in den Koalitionsvertrag 2013, so scheinen sich die politischen Parteien darüber im Klaren zu sein, dass Pflegewissenschaft ausgebaut werden muss, um eine adäquate Versorgung zu gewährleisten.

Hierbei sollten wir uns als Berufsgruppe auch dafür stark machen, dass dies an der Stelle verortet wird, an der systematisches Forschen verankert ist (womit auch die Ausstattung mit den entsprechenden finanziellen Mitteln verbunden sein muss). Resümiert man das vorhandene evidenzbasierte Wissen, befinden wir uns vergleichsweise eher am Anfang einer (spannenden) Entwicklung.

Die dabei drängenden Fragen liegen auf der Hand: Was tun Pflegende in der Psychiatrischen Pflege in welchem Setting? Wie wird eine Beziehung aufgebaut und gestaltet? Wie wird Suizidalität eingeschätzt? Welche Interventionen ergreifen Pflegende und wie ist deren Wirksamkeit? Um nur einige Fragen zu nennen.

Mit diesen und anderen Themen beschäftigen sich die Kolleginnen und Kollegen in den Arbeitsgruppen unserer Fachgesellschaft. Wir sind hierbei sowohl auf einen unterstützenden wissenschaftlichen Korpus angewiesen als auch auf die Mitarbeit unserer Mitglieder (die deutlich sichtbar wurde bei den ersten Sitzungen der AG Psychiatrische Pflege im ambulant-komplementären Bereich und der AG Suizidalität und dem Rücklauf der Fragebogenaktion dieser AG).

Neben der Qualifikation darf aber die Quantität nicht aus den Augen verloren werden. Wir müssen um eine adäquate Personalbesetzung streiten. Die Frage lautet: Wer macht was mit welcher Qualifikation? Und wenn wir einen Qualifikationsmix benötigen, wie sieht dieser aus? Noch bleiben wir eine Antwort schuldig. Aus diesem Grund gehen nun zwei Arbeitsgruppen an den Start, die AG Pflegeexperten und die AG Bildung psychiatrische Pflege. Beide werden einen wichtigen Beitrag zu diesen Themen leisten.

In den kommenden Jahren verändert sich die Pflegelandschaft voraussichtlich noch sehr tiefgreifend, die Akademisierung von Pflegenden in der direkten Patientenversorgung ist wohl nicht mehr zurück zu nehmen.

Einzig unsere politischen Mandatsträger scheinen hier so ihre liebe Not zu haben. So taucht im erwähnten Koalitionsvertrag die Akademisierung als mögliche Ausbildungsform in der Gesundheits- und Krankenpflege mit keinem Wort auf. Michael Isfort [1] stellte die Frage: „Was macht unsere Krankenhausversorgung so einzigartig, dass ausgerechnet wir in Deutschland im Unterschied zu großen Teilen im restlichen Europa keine akademischen Pflegekräfte benötigen?“.

Mit der Frage nach dem Einsatz künftiger akademischer Pflegender stellt sich auch die Frage nach einer adäquaten Bezahlung. Unlängst kommentierte ein Vorstandsmitglied von ver.di [2], eine höhere Eingruppierung akademisch ausgebildeter Pflegender sei nicht notwendig, wenn nicht der Unterschied zum Tätigkeitsbereich der Pflegenden mit traditionellem Ausbildungsmodell aufgezeigt werden könne. Zu dieser Thematik werden wir uns als Fachgesellschaft um eine entsprechende fachliche Antwort bemühen.

DFPP: Aktuelle Mitteilungen
  • Pflegebildung: Die DFPP wird sich in die bildungspolitische Diskussion einbringen und die für die psychiatrische Arbeit relevanten Anforderungen bezüglich (generalistischer) Ausbildung, Weiterbildung und Studium der Pflege formulieren. An der Mitwirkung interessierte Personen wenden sich bitte an den Vorstand.

  • Stellendiskussion: Mit dem für 2017 vorgesehenen Wegfall der Psych-PV haben die Kliniken keine Grundlage mehr für die Stellenbemessung. Eine definierte Mindestbesetzung in der Pflege und/oder Vorgaben zur Stellenverteilung zwischen den Berufsgruppen in einer Klinik könnten einem massiven Stellenabbau entgegenwirken. Die DFPP arbeitet gemeinsam mit der BFLK e.V. (→ [Berichte aus den Arbeitsgruppen]) und dem Fachreferat Pflege der DGPPN (→ [Assoziierte Verbände]) an der Entwicklung konkreter Forderungen an die Politik.

  • DGPPN-Kongress: Als assoziierter Verband des Fachreferats Pflege der DGPPN wird die DFPP sich auch 2014 an der inhaltlichen Mitgestaltung beteiligen (→ [Assoziierte Verbände]).

Dorothea Sauter

Assoziierte Verbände

Referat Psychiatrische Pflege der DGPPN

Der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) im November 2013 stand unter dem Motto „Von der Therapie zur Prävention“. Zum zweiten Mal wurde der Kongress vom Referat Psychiatrische Pflege mitgestaltet. Stephan Bögershausen und Frank Vilsmeier als Leiter bzw. stellvertretender Leiter des Referats konnten über 500 Pflegende als Teilnehmende bei dem viertägigen Kongress begrüßen. Elf Symposien und zehn Workshops fanden durch die Initiative des Referats Psychiatrische Pflege statt. Besonders erfreulich war, dass es in diesem Jahr erneut gelungen ist, einige der Symposien interdisziplinär und referatsübergreifend zu gestalten.

Aktuelle Entwicklungen des Fachreferats:

Nach acht Jahren in der Kongressorganisation und drei Jahren in der Leitung des 2011 gegründeten Referats Psychiatrische Pflege hat sich Frank Vilsmeier aus beiden Aktivitäten zurückgezogen. Frank Vilsmeier hat durch sein besonderes Engagement wesentlich dazu beigetragen, dass sich die Psychiatrische Pflege bei der DGPPN etabliert hat. Im Namen des Referats bedankt sich Stephan Bögershausen sehr herzlich für die konstruktive und erfolgreiche Zusammenarbeit in dieser Zeit und wünscht ihm für sein weiteres Aufgabenfeld, insbesondere für die Einrichtung einer Pflegekammer in Schleswig-Holstein, viel Erfolg und die gleiche Energie.

Die Leitung des Referats setzt sich jetzt wie folgt zusammen: Stephan Bögershausen (Leiter), André Nienaber (stellv. Leiter), Regula Lüthi (Vertreterin Schweiz), Reinhard Bachmann (Vertreter Österreich). Ruth Ahrens, Dr. Sabine Weißflog und Cornelia Schindler unterstützen die Arbeit des Referats mit ihren spezifischen Arbeitsschwerpunkten. Weiterführende Informationen finden sich auf der Seite des Referats im Internet unter: http://www.dgppn.de/dgppn/struktur/referate/referat-psychiatrische-pflege/aufbau-des-referats.html.

Der DGPPN-Kongress in diesem Jahr steht unter dem Motto „Herausforderungen durch den demographischen Wandel – Psychische Erkrankungen heute und morgen“ und findet vom 26. bis 29. November 2014 in Berlin statt.

Das Referat Psychiatrische Pflege der DGPPN und die assoziierten Verbände werden sich intensiv an der inhaltlichen Gestaltung beteiligen. Wir freuen uns über zahlreiche Abstracteinreichungen für Symposien, Workshops und Posterpräsentationen.

Kontakt: Stephan.boegershausen@wkp-lwl.org

Stephan Bögershausen

Berichte aus den Arbeitsgruppen

Netzwerk Entgelt

Das Netzwerk Entgelt hat vor allem das Ziel, Pflegebelange in die Weiterentwicklung des neuen Entgelts einzubringen, aber auch die Aufgabe, neue Informationen zum Thema zu bündeln und an alle Interessierten weiterzugeben. Es arbeitet im gemeinsamen Auftrag der BFLK e. V. (Bundesfachvereinigung Leitender Krankenpflegepersonen der Psychiatrie) und der DFPP.

Jede Form eines Entgelts kann Nachteile mit sich bringen: zum einen das Risiko der Fehlsteuerung (Leistungen werden erbracht, weil sie Erlöse bringen und nicht weil der Patient sie braucht); zum anderen den Dokumentationsaufwand (wer eine Leistung abrechnen will, muss sie nachweisen). Im Konsens mit den meisten psychiatrischen Fachverbänden kritisieren BFLK und DFPP die aktuelle Konzeption der PEPP (Pauschalierende Entgelte Psychiatrie und Psychosomatik) scharf und erhöhen somit den Druck auf die Politik, PEPP auszusetzen und/oder deutlich umzugestalten.

Unabhängig von der Frage, ob/wann/wie PEPP eingeführt wird, gilt: Ein leistungsorientiertes Entgeltsystem wird kommen und darin müssen die Pflegeleistungen sichtbar gemacht werden, sonst droht ein Stellenabbau zu Lasten der Pflege. Das Netzwerk arbeitet an der fortlaufenden Weiterentwicklung des OPS-Katalogs. Entsprechende Vorschläge werden gesammelt (oder im Netzwerk generiert) und in einem transparenten Verfahren konsentiert. Bevor sie jährlich fristgerecht an das DIMDI (Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information) gegeben werden, finden Konsensusgespräche mit anderen psychiatrischen Fachverbänden statt.

In den letzten zwei Jahren konnte das Netzwerk Entgelt beachtliche Erfolge erzielen, u. a. können jetzt mehr Pflegethemen als Therapieeinheit oder Markerkodes abgebildet werden. Die für 2014 geplante Codierung der Pflegestufen ist als großer Erfolg des Netzwerks zu werten, um den wir von den Kollegen der Somatik geradezu „beneidet“ werden.

Das Netzwerk Entgelt sucht weiter intensiv nach allen Optionen, um pflegerelevante Komplex- oder Markerkodes zu entwickeln und einzureichen.

Leiter des Netzwerks Entgelt ist Michael Löhr, Vertreter ist Georg Oppermann (stellv. Bundesvorsitzender der BFLK und Mitglied im Deutschen Pflegerat).

Infos im Internet: http://bflk.de/netzwerk/entgelt und http://www.dfpp.de/index.php/arbeitsgruppen/48-ag-entgelt

Kontakt: michael.loehr@fhdd.de

Dorothea Sauter

 
  • Literatur

  • 1 Isfort m. Akademisch oder nicht? – Welches Pflegepersonal brauchen wir?. Die Schwester/Der Pfleger 2009; 47 (02) 18-18
  • 2 Bühler S. Eine gute Bezahlung fällt nicht vom Himmel. Pflegezeitschrift 2013; 66 (05) 260-260