Geburtshilfe Frauenheilkd 1994; 54(3): 144-150
DOI: 10.1055/s-2007-1023570
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Geburtseinleitung mit Prostaglandin-E2-Gel bei Zustand nach Sectio

Induction of Labour with Prostaglandin-E2-Gel in Patients with Previous Caesarean SectionO. Behrens, K. Goeschen, H. Jakob, W. Kauffels
  • Frauenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover (Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. J. Schneider)
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Mit dem Anstieg der Sectiorate finden sich immer häufiger Schwangere mit einer Schnittentbindung in der Anamnese. Unter Beachtung bestimmter Kontraindikationen scheint bei solchen Frauen der Versuch einer vaginalen Entbindung ohne übermäßig erhöhtes Risiko gerechtfertigt. Besonders umstritten ist dabei aber der Einsatz von Prostaglandinen zum Priming bei ungünstigen Zervixbefunden. Daher wurden in dieser Studie die Geburtsverläufe von 385 Schwangeren mit einem vaginalen Entbindungsversuch aus einem Gesamtkollektiv von 522 Patientinnen bei Zustand nach Sectio retrospektiv ausgewertet. Bei 161 Frauen mußte zur Geburtseinleitung aus medizinischer Indikation wegen unreifer Zervix (Bishop-Score < 8) eine intrazervikale Prostaglandin-E2-Applikation ein- oder mehrfach erfolgen. Insgesamt wurden 84,9% aller Frauen mit vaginalem Entbindungsversuch nach vorausgegangener Sectio erfolgreich vaginal entbunden. Auch nach zwei Schnittentbindungen betrug die Rate immer noch 70 %. Die höchste Erfolgsrate wurde beobachtet, wenn die vorausgegangene Sectio wegen Beckenendlage erfolgt war (93 %), aber auch nach einer Sectio wegen Geburtsstillstand oder Verdacht auf relatives Mißverhältnis betrug die vaginale Entbindungsrate noch über 60 %. Mütterliche und kindliche Komplikationen traten nach Priming nicht häufiger auf als im Vergleichskollektiv. Schwere Blutungen waren in beiden Kollektiven gleich häufig, während Uterusrupturen mit insgesamt 0,5% nur bei Frauen ohne Zervixpriming beobachtet wurden. Unter Beachtung der Kontraindikationen ist das intrazervikale Priming mit PGE2-Gel auch bei Patientinnen mit Zustand nach Sectio sicher und effektiv und bietet bei unreifer Portio eindeutige Vorteile.

Abstract

With the rising rate of Caesarean sections, the number of pregnant patients with a previous Caesarean is increasing. Taking into consideration certain contraindications, it seems to be justified, to attempt induction of labour for vaginal delivery without major risk. However, the use of Prostaglandins for cervical ripening in women with an unfavourable cervical Status is particularly controversial. Thus, we analysed data from 385 trials of vaginal labour induction in a total of 522 patients with previous Caesarean section. Single or multiple cervical doses of prostaglandin-E2-gel had to be administered because of an unripe cervix (Bishop-score < 8) in 161 women for induction of labour for medical indications. 84.9% of those patients, in which labour induction was attempted after previous Caesarean section, delivered vaginally; 70 % after two Caesareans. The highest success rates were seen after previous Caesarean for breech presentation, while there was still a vaginal delivery rate above 60% even after Caesarean for cephalopelvic disproportion or failure to progress. Maternal and foetal complications were seen with equal incidence in both study groups. Uterine ruptures totalling 0.5 % were seen only in patients without cervical priming. Taking into consideration contraindications, in-tracervical application of PGE2-gel is a safe and effective method, even in patients after previous Caesarean section with clear advantages in case of an unripe cervix.

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