Fortschr Neurol Psychiatr 1998; 66(8): 366-377
DOI: 10.1055/s-2007-995274
ORIGINALARBEIT

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Von der Krankheitsbekämpfung zur Krankheitsverhütung

Ist ein solcher Paradigmenwandel auch für schizophrene Störungen möglich?From Fighting to Preventing IllnessIs Such a Change in Paradigm also Possible for Schizophrenic Disorders?J.  Klosterkötter
  • Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität zu Köln
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
08. Januar 2008 (online)

Abstract

Research on early detection and early treatment of schizophrenia is not only based on findings of studies of course, outcome and therapy, but is the most obvious consequence of the nowadays dominating conceptualisation of schizophrenia. In the last decades, results of birth cohort studies as well as of genetic and psychometric "high-risk" research, of epidemiological studies and of studies of the clinical course have given starting points for the development of early detection and early intervention programmes. Such programmes will be applicable most likely at the begin of the psychotic first manifestation, but it seems possible that they can be extended to the prodromal phase or the premorbide phase. Therefore, it is important to build up early detection networks based on regional early detection centres interacting between each other via an international network. The main aim of these centres - once sensitive screening instruments are existent - should be the identification of not yet psychotic at-risk persons in the general population and, after the application of specific prediction instruments, their preventive treatment.

Zusammenfassung

Bemühungen um Früherkennung und Frühbehandlung bei der Schizophrenie sind nicht nur mit Argumenten aus der Verlaufs- und Therapieforschung gut zu begründen, sondern sie stellen geradezu die zentrale Konsequenz aus der heute dominierenden Konzeptualisierung dieser Störungen dar. Geburtskohortenstudien sowie die genetische und die psychometrische "High-risk"-Forschung, epidemiologische Studien und Verlaufsuntersuchungen haben in den letzten Jahrzehnten Ergebnisse erbracht, die Ansatzpunkte zur Entwicklung von Früherkennungs- und Frühbehandlungsprogrammen bieten. Am ehesten dürften solche Programme gleich zu Beginn der psychotischen Erstmanifestation anwendbar sein, es zeigen sich inzwischen aber auch Möglichkeiten zur Vorverlagerung dieser Bemühungen in die vorauslaufende Prodromalphase und die prämorbide Phase hinein ab. Wichtig ist die Schaffung von Früherkennungsnetzwerken durch regionale Früherkennungszentren, die ihrerseits über ein internationales Netzwerk in Verbindung stehen. Von solchen Zentren aus könnten sich in der Zukunft durch sensitive Screening-Verfahren auch vermehrt noch nicht psychotisch erkrankte Risikopersonen in der Allgemeinbevölkerung identifizieren und nach Anwendung spezifischer Prädiktionsverfahren Präventionsmaßnahmen unterziehen lassen.

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