Laryngorhinootologie 1998; 77(11): 669-672
DOI: 10.1055/s-2007-997063
Tonsille

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Todesfälle nach Tonsillektomie und Adenotomie

Deaths from Tonsillectomy and AdenotomyR. Leuwer1 , S. Petri2 , F. Schulz2 , K. Püschel2
  • 1Hals-, Nasen-, Ohrenklinik (Direktor: Prof. Dr. med. U. Koch)
  • 2Institut für Rechtsmedizin (Direktor: Prof. Dr. med. K. Püschel) Universitäts-Krankenhaus Eppendorf, Hamburg
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. Februar 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Postoperative Blutungskomplikationen nach Tonsillektomien und Adenotomien sind relativ häufig, der Zeitpunkt ihres Auftretens ist nicht vorhersagbar. Grundsätzlich besteht insbesondere nach Tonsillektomien das Risiko einer vitalen Bedrohung. Methode: Anhand der Kasuistiken von 7 nach Tonsillektomie und/oder Adenotomie verstorbener Patienten (alle Patienten männlich, Alter zwischen 3 und 21 Jahre) erfolgt die kritische retrospektive Bewertung ihrer Ursachen. Ergebnisse: In 3 Fällen ist die Todesursache eine akute Nachblutung, bei 2 Patienten gefolgt von einem hypoxischen Hirnschaden. Bei einem bereits entlassenen Kind führt die Nachblutung am 9. postoperativen Tag zum Verbluten, bevor ein Krankenhaus erreicht wird. In 2 Fällen wird eine infektabhängige Organkomplikation beobachtet. In einem Fall bestand ein schweres Vitium cordis. In einem Fall ist eine retrospektive Aufklärung der Todesursache nicht möglich. Schlußfolgerungen: Die forensische Bewertung der vorliegenden Kasuistiken unterstreicht die Forderung nach einer engmaschigen unmittelbar postoperativen Überwachung durch den Anästhesisten und HNO-Arzt und bei Tonsillektomien nach einer längerfristigen stationären Beobachtung. Die Gefahr letal verlaufender Nachblutungen auch 8 Tage postoperativ läßt trotz ökonomischer Einwände eine mehr als einwöchige Krankenhausbehandlung sinnvoll erscheinen.

Summary

Background: Postoperative hemorrhage after tonsillectomy and adenotomy is rather frequent. The time of its appearance is unpredictable. On principle these patients are at vital risk. Methods: The purpose of this study was to retrospectively analyze the cases of 7 patients who died after surgery and to develop strategies for avoidance using complete forensic reports. Results: In three cases the cause of death was hemorrhage. One child had massive bleeding on the 9 th postoperative day after demission. Two patients had an infectious complication of the lung and the heart respectively. One patient suffering from a severe cardiac defect suffered heart failure after surgery. In one case the cause of death remains unclear. Conclusion: In order to avoid lethal complications after tonsillectomy and adenotomy, patients require thorough postoperative surveillance by the anaesthetist and the ENT surgeon. The risk of severe bleeding 9 days post-operatively emphasizes the need for long-term hospitalization of these patients.

    >