Klin Monbl Augenheilkd 1993; 202(2): 116-125
DOI: 10.1055/s-2008-1045569
Experimentelle und theoretische Studie

© 1993 F. Enke Verlag Stuttgart

Visuelle Beeinträchtigung von Fahrzeugführern durch einen Front-Fotoblitz unter mesopischen Bedingungen

The Influence of a Frontal Flash Gun Under Mesopic Conditions on Visual Abilities of Car DriversU. Schiefer1 , B. Rathmachers1 , E. W. Schmid2 , E. Aulhorn1 , E. Zrenner1
  • 1Abteilung und Lehrstuhl II (Pathophysiologie des Sehens und Neuroophthalmologie) der Universitäts-Augenklinik Tübingen (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. E. Zrenner)
  • 2lnstitut für Theoretische Physik der Universität Tübingen (Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. A. Faessler)
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Publication Date:
08 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Bei insgesamt 97 Versuchspersonen im Alter von 20 bis 83 Jahren wurde nach Blendung durch einen in der Verkehrsüberwachung zum Einsatz kommenden Blitz (Fa. ESO GmbH, Tettnang; 200 Ws; Blitzdauer 1/1000 s; Blitzentfernung 10 m) die Zeit bis zum Wiedererkennen eines Sehzeichens in 40 m Entfernung ermittelt. Hierbei kam ein Landoltring (Sehzeichen-Kontrast 1:5) der Visusstufe 0,2 (Sehzeichen-0 29 cm), der auf einer in 45°-Schritten rotierbaren Scheibe mit 58 cm Durchmesser aufgebracht war, zur Anwendung. Vor dem Blitzgerät konnte ein Rotfilter (Schott RG 665) angebracht werden. Die nächtlichen Versuche wurden auf einem unbeleuchteten Verkehrsübungsplatz bei eingeschaltetem PKW-Abblendlicht (somit unter mesopischen Bedingungen) und bei zentraler Fixation der Blitzlichtquelle durchgeführt.

Nach „Weißblitz” verstrichen 93,1s ± 48,6s (jeweils MEAN ± SD) bis zum korrekten Wiedererkennen des Sehzeichens. Durch Vorschalten des o.g. Rotfilters ließ sich diese Zeitspanne signifikant (p<0,0001; Wilcoxon signed-rank Test) auf 4,9s±l,7s verkürzen. An dieser vergleichsweise kurzen „Readaptationszeit” nach Blendung mit rotem Blitzlicht hat der wechselnde Zeitbedarf für das Erkennen und Verbalisieren der Landolt-Sehzeichenrichtung einen beträchtlichen Anteil. Daher ist mit dieser Untersuchungsmethode eine endgültige Beurteilung der „Rotblitz-Blendung” nicht möglich.

Steigendes Lebensalter sowie Trübungen der brechenden Medien hatten sowohl bei „Weiß-” als auch bei „Rotblitz” eine Zunahme der „Readaptationszeiten” zur Folge.

Eine nächtliche Verkehrsüberwachung mit weißem Blitzlicht ist nach den hier vorliegenden Ergebnissen hingegen als obsolet zu betrachten.

Summary

The time for recovery of recognition of an optotype presented at a distance of 40 m subsequent to exposure to a flash gun (Eso company, Tettnang; flash energy 200 Ws, duration 1/1000 s; distance 10 m) was studied on 97 subjects aged 20 to 83 years. A Landolt-ring (contrast 1:5, diameter 29 cm), mounted on a disk (diameter 58 cm) which could be rotated in steps of 45° served as a test target. The flash gun could be dimmed down by a red filter (Schott RG 665). The tests were performed at night without additional illumination except the low beam of the car. The flash gun was foveally fixated.

After a white flash, a period of 93.1 s ± 48.6 s (MEAN±SD) passed before the optotype could be recognized correctly again. By adding the red filter in front of the flash gun the recovery time could be shortened significantly (p< 0.0001; Wilcoxon signed-rank test) to 4.9 s ± 1.7 s. „Time for re-adaptation” after dazzling by red flash is comparatively short and therefore strongly influenced by many variables (e.g. time for recognition and for verbalization). Because of that a final evaluation of dazzling by red flash seems to be impossible with this method.

Subjects of advanced age and opacities of the ocular media showed an increase in the „time for re-adaptation” for the white as well as the red flash.

In conclusion, a speed control using white flash guns at night can be considered as critical.

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