Klin Monbl Augenheilkd 1993; 202(4): 315-319
DOI: 10.1055/s-2008-1045598
© 1993 F. Enke Verlag Stuttgart

Brechkraftberechnung und Refraktionsentwicklung bei theoretischer Intraokular-Linsenimplantation im Kleinstkindesalter

Biometry and Development of Refraction for Theoretical IOL Implantation in Small ChildrenA. Kampik, M. Schinzel, W. Haigis
  • Augenklinik der Universität Würzburg (Direktor: Prof. Dr. A. Kampik)
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Publication History

Manuskript erstmalig eingereicht am 26.11.92

in der vortiegenden Form angenommen. am 3.12.92

Publication Date:
08 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Aus unterschiedlichen Gründen wird die Implantation einer intraokularen Linse bei Kleinkindern noch kontrovers beurteilt. Während mit einer Intraokular-linsen-Implantation wahrscheinlich das Problem der Aniseikonie und das Problem der Amblyopie möglicherweise besser gelöst werden kann, steht diesen Überlegungen das noch nicht abgeschlossene Augenwachstum bei Kleinkindern entgegen.

Material und Methoden: Unter der theoretischen Fragestellung einer Kunstlinsenimplantation im Kleinstkindesalter wurden von 29 Kindern (40 Augen) Biometriedaten gewonnen, daraus resultierende Linsenbrechkräfte errechnet und die zu erwartende Refraktionsentwicklung während der ersten 10 Lebensjahre analysiert.

Ergebnisse: Als Ergebnis dieser Berechnung zeigt sich, dass bei einer Zielrefraktion von -2,0 dpt zum Zeitpunkt der theoretischen Katarakt-Operation die zu erwartende Fehlrefraktion im Alter von 10 Jahren Werte von -2,75 dpt bis -32,0 dpt (mittel - 11,75 dpt) betragen würde. Für die Fälle mit einseitiger Katarakt würde die rechnerische Aniseikonie für das Alter von 10 Jahren zwischen 1 und 76%, im arithmetischen Mittel bei 11% liegen. Bei einer Auftrennung der Biometriedaten entsprechend dem Lebensalter der Kleinkinder zeigt sich eine deutlich geringer zu erwartende Fehlfraktion im Alter von 10 Jahren, wenn das Alter bei der Operation deutlich über 12 Monaten liegt.

Schlußfolgerungen: Aufgrund dieser theoretischen Überlegungen erscheint eine Implantation einer Intraokularlinse aus Gründen der Refraktionsentwicklung im ersten Lebensjahr noch nicht sinnvoll zu sein. Wenn eine Implantation einer Intraokularlinse im späteren Kindesalter in Betracht gezogen wird, ist bei der Berechnung der Intraokularlinse das zu erwartende weitere Bulbuswachstum zu berücksichtigen.

Summary

Background: For various reasons the implantation of an intraocular lens in very young children remains a controversial matter. Although an intraocular lens might solve the problems of aniseiconia and amblyopia better then other forms of correction, the growth of the eyeball remains a major problem for constant refraction.

Material and methods: Therefore we theoretically analysed the biometric data from small children with regard to the development of refraction in 29 children (40 eyes).

Results: These theoretic calculations demonstrate, that with an aimed refraction of -2.0 diopters at the time of cataract-operation, refraction at an age of 10 years varies from -2.75 diopters to -32.0 diopters (mean -11.75 diopters). The calculated aniseiconia at the age of 10 varies between 1 and 76% (mean 11%). In analysing these biometric data according to the age of the children at the time of surgery it is evident, that refraction at an age of 10 years would be more within a normal range if the age at the time of operation was certainly above 12 month of age.

Conclusions: According to this theoretical analysis implantation of an intraocular lens appears not to be meaningfull at an age of less than 12 months at the time of operation. If lens implantation in older children is considered the further growth of the eyeball should be taken into account when calculating the power of an intraocular lens.

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