Klin Monbl Augenheilkd 1993; 202(5): 412-416
DOI: 10.1055/s-2008-1045616
Kinderophthalmologie

© 1993 F. Enke Verlag Stuttgart

Erkennen der kindlichen Sehbehinderung

Evaluation of Severe Visual Handicap in InfantsD. Wieser
  • Universitäts-Augenklinik, Basel
Further Information

Publication History

Publication Date:
08 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Überlegungen und klinisches Vorgehen bei Kindern im ersten Lebensjahr mit Verdacht auf Blindheit oder hochgradige Sehbehinderung wird diskutiert. Eine Übersicht der in Frage kommenden Ursachen zeigt eine Abnahme der erworbenen Faktoren und eine deutliche Zunahme des Anteils der Seh-Mehrfachbehinderten. Dies ist vor allem der Zunahme der zerebralen Sehstörungen (cerebral visual disturbancies) im Rahmen der Cerebral palsy (CP) Patienten zuzuschreiben. Differentialdiagnostisch muß beim Säugling mit Blindheitsverdacht auch an eine verzögerte Sehentwicklung („delayed visual maturity”, „Pseudo-Blindheit”, „cécité apparente” Beauvieux) gedacht werden. Bei der Untersuchung muß spontanes und induziertes Sehverhalten getrennt beurteilt werden. Das Problem der Abgrenzung der Sehbehinderung von der geistigen und motorischen Behinderung läßt sich nicht leicht lösen. Die letzteren können evtl. durch nicht visuelle Stimulation von Grob- und Feinmotorik erfaßt werden. Wichtig ist die Beurteilung, ob die vorliegende Sehleistung zur Stimulation des vorliegenden, psychomotorischen Entwicklungspotentiales genügt.

Summary

The clinical evaluation of children under one year of age suspected of blindness or severe visual impairment is discussed. Etiology of childhood blindness has shown a marked decrease of acquired causes. A marked increase occurs of the group of combined visually and generally handicapped children. This is due mainly to the increase in cerebral visual disturbances in cerebral palsies. Differentiation between visual handicap on one side and psychomotor handicap on the other side is difficult. Non visual stimulation of motor activities and observation of the level of development may be helpful. The important question to be answered is whether the actual visual capacity is sufficient for the stimulation of the development of the psychomotor potential.

    >