Klin Monbl Augenheilkd 1993; 202(6): 511-519
DOI: 10.1055/s-2008-1045637
© 1993 F. Enke Verlag Stuttgart

Der Freiburger Stereotest - Zur Beurteilung des Stereosehens bei Führerscheinbewerbern

The Freiburg Stereotest in the Assessment of Stereopsis for Driving LicencesTh. Bömer, C. Gentner, A. Jedynak, G. Kommerell
  • Abteilung für Neuroophthalmologie und Schielbehandlung Univ.-Augenklinik Freiburg (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. G. Kommerell)
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Publication History

Manuskript erstmalig eingereicht am 26.11.92

In der sorliegenden Form angenommen am 20.2.93

Publication Date:
08 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Der ”Freiburger Stereotest“ ist ein neues Untersuchungsverfahren, bei dem querdisparate Reize mit Hilfe eines Computers auf einem Monitor erzeugt werden. In der vorliegenden Arbeit wurde der Freiburger Stereotest für die Tauglichkeitsbeurteilung im Straßenverkehr eingesetzt. Für diesen Zweck war eine Bestimmung der Stereoschwelle nicht erforderlich. Vielmehr wurde geprüft, ob ein bestimmtes, als verkehrsrelevant angesehenes, in der Regel weit überschwelliges Disparitätsniveau mit ausreichender statistischer Sicherheit erkannt wird.

Probanden und Methoden: Wir untersuchten 6 Schielpatienten binokular und 10 Normalpersonen sowohl binokular als auch bei Okklusion eines Auges. In einer Forced-Choice-Fragestellung mit zwei Alternativen mußten die Probanden entscheiden, welche von 2 haploskopisch auf einem Monitor dargebotenen Testfiguren (die rechte oder die linke) zu ihnen hin versetzt war. Der Tiefenunterschied zwischen den Testfiguren entsprach stets einer Disparität von 100″. Auf Grund einer systematischen Variation des seitlichen Abstandes der beiden Testfiguren war eine monokulare Lösbarkeit nahezu ausgeschlossen. Eine Computersteuerung ermöglichte eine große Anzahl von Einzeldarbietungen in kurzer Zeit.

Ergebnisse: Keiner der Schielpatienten und keine der monokular okkludierten Normalpersonen bestand den Test. Binokular erreichten 8 der 10 Normalpersonen eine Trefferrate von nahezu 100%; 2 von ihnen bestanden den Test jedoch nur, wenn der seitliche Abstand der tiefenversetzten Objekte kleiner als 15′ war. Bei den größeren seitlichen Abständen zeigten diese beiden Normalpersonen einen Übungseffekt.

Schlußfolgerungen: Mit dem Freiburger Stereotest läßt sich unter Ausschluß monokularer Lösbarkeit feststellen, ob ein Proband ein als verkehrsrelevant angesehenes Disparitätsniveau, wie z.B. 100″, erkennen kann oder nicht, und diese Feststellung läßt sich statistisch gut absichern. Zur Beurteilung der Tauglichkeit für bestimmte Fahrzeugklassen könnte sich der Freiburger Stereotest als geeignet erweisen. Allerdings müßte er für diesen Fall noch an einem wesentlich größeren Kollektiv geprüft werden. Da der Test in weiten Bereichen frei programmierbar ist, könnte er empirisch ermittelten Anforderungen des Straßenverkehrs leicht angepaßt werden.

Summary

Background: The “Freiburg Stereotest” is a new instrument where disparate pictures are generated by a computer and displayed on one single high resolution video monitor. In the present work, the Freiburg Stereotest was used to check the stereo qualification for certain categories of driver's licence. For this purpose, a determination of the smallest detectable disparity is not reasonable. Rather, it should be checked whether or not a certain disparity, usually well above threshold, is recognized with a sufficient reliability. We have chosen a disparity of 100 arcsec; this value is considered to be an acceptable requirement for certain categories of driver's licence.

Subjects and Methods: 6 strabismic subjects were examined binocularly and 10 normal subjects were examined both binocularly and monocularly. Two targets (”busses“), side by side and different in depth by a disparity of 100 arcsec. were presented 78 times and, in a two-alternative forced-choice procedure, a minimum of 66 hits was required to pass the test. Monocular cues were excluded by a systematic variation of the lateral distance between the two targets.

Results: The strabismic subjects and the monocularly occluded normal subjects reached random scores only. With both eyes open, 8 of the 10 normal subjects reached scores near 100%, while 2 of them passed the test only when the lateral distance between the two targets was 15 minarc or less. For a lateral distance between the two targets of more than 15 minarc, these 2 subjects showed a learning effect.

Conclusions: The Freiburg Stereotest allows to determine with statistical significance whether or not a proband can recognize a certain disparity which may be required for a driver's licence.

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