Klin Monbl Augenheilkd 1993; 203(9): 159-166
DOI: 10.1055/s-2008-1045662
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© 1993 F. Enke Verlag Stuttgart

Was gibt es Neues in der Neuroophthalmologie? - Diagnostik, Therapie und Aufklärung des Patienten bei Neuritis nervi optici

What is New in Neuroophthalmology? - Diagnostic, Therapy, and Counseling of the Patient with Optic NeuritisEkkehard Mehdorn
  • Marienhospital Aachen
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Publication History

Manuskript erstmalig eingereicht am 26.1.93

in der vorliegenden Form angcnommen

Publication Date:
08 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Die Diagnose einer Neuritis nervi optici wird klinisch gestellt. Zusätzliche Untersuchungen wie Kernspintomographie und Liquoruntersuchung erlauben es, das Risiko der Entwicklung einer Multiplen Sklerose genauer abschätzen und den Patienten in dieser Hinsicht beraten zu können. Die Neuritis nervi optici geht weniger mit Zentralskotomen, sondern häufiger mit altitudinalen oder Sektorausfällen einher. Das Gesichtsfeld ist also wenig hilfreich, um zwischen Papillitis und einer anterioren ischämischen Optikusneuropathie zu unterscheiden. Die bislang am meisten angewandte Therapie mit oralen Steroiden in einer anfänglichen Dosierung von 100 mg/Tag kann entgegen der bisherigen Auffassung schädlich sein. Die Erholung der Sehfunktionen wird nicht beschleunigt und das Endergebnis nicht verbessert, wohl aber erhöht diese Therapie im Vergleich zu Placebo das Risiko von Rezidiven und begünstigt möglicherweise die Entwicklung einer Multiplen Sklerose. Bei schwerem Sehverlust (Sehschärfe ≤0,1) kann durch eine intravenöse Megadosis-Steroidtherapie mit 1000 mg Methylprednisolon/Tag die Erholung beschleunigt, aber nicht die schließlich erreichte Sehfunktion verbessert werden. Die Nebenwirkungen dieser Therapie sind selten und nicht schwerwiegend. Bei geringem Sehverlust (Sehschärfe ≥0,5) sollte keine Therapie erfolgen.

Summary

The diagnosis of optic neuritis is based on clinical signs and symptoms. Ancillary testing is of little medical value, but helpful to evaluate the risk of developing multiple sclerosis and for proper counseling of the patient. The visual field defects caused by optic neuritis are less often central, but most often altitudinal or sectorial, and thus of little help to differentiate between papillitis and anterior ischemic optic neuropathy. In contrast to common belief, the usual therapy with oral prednisone at an initial dose of 100 mg/day may be harmful. This therapy does not accelerate recovery of visual function and does not lead to a better final result but increases the risk of new episodes of neuritis and may favour the development of multiple sclerosis. In the case of severe visual loss (visual acuity ≤0,1) a megadose-therapy with 1000 mg methylprednisolone/day accelerates the recovery of visual function. Side effects of the megadose therapy are infrequent and not severe. In the case of moderate visual loss (visual acuity >0,5) no therapy is advocated.

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