Zusammenfassung
Nur 5 – 10% aller Wirbelsäulenverletzungen betreffen Kinder. Über 90% dieser Kinder
mit einer Verletzung der Wirbelsäule haben ihr 16. Lebensjahr bereits erreicht. Bei
Kindern unter dem 10. Lebensjahr ist am häufigsten die Halswirbelsäule betroffen.
Zwischen 12 und 27% der Kinder mit einer Verletzung der Wirbelsäule haben begleitende
neurologische Defizite bis hin zur kompletten Querschnittsymptomatik. Sowohl für die
Diagnostik als auch für die Therapie von Verletzungen der Wirbelsäule im Kindesalter
sind Kenntnisse über die Ossifikation der Wirbelkörper sowie über weitere anatomische
und biomechanische Besonderheiten der heranwachsenden Wirbelsäule erforderlich. Neben
der klinischen und neurologischen Untersuchung erfolgt die Diagnostik hauptsächlich
mittels Röntgen und kernspintomografischer Bildgebung. Für die Frakturen der Wirbelsäule
im Kindesalter existieren spezielle Klassifikationssysteme. Im Vergleich zum Erwachsenen
ist bei Kindern mit Verletzungen der Wirbelsäule häufiger eine konservative Therapie
möglich. Alle stabilen Frakturen sowie die typischen Verletzungen der Endplatten können
prinzipiell funktionell nachbehandelt werden. Auch Verletzungen, die eine geringgradige
Veränderung des physiologischen Alignments verursachen, können oftmals noch konservativ
therapiert werden. An der Halswirbelsäule wird die Indikation zur Stabilisierung vor
allem bei deutlich gestörtem zervikalen Alignment gestellt. Oftmals erfolgt die Therapie
im Halofixateur. Alternativ kann die Stabilisierung mittels Fixateur interne oder
direkter Verschraubung erfolgen. Bei Verletzungen der Brust- und Lendenwirbelsäule
wird eine operative Therapie empfohlen, wenn sich eine posttraumatische Segmentkyphose
von über 20° ausbildet. Nach Reposition erfolgt hier meist die dorsale Instrumentierung.
Generell zeigen Kinder mit Verletzungen der Wirbelsäule ein gutes Outcome.
Abstract
Around 5 – 10% of all spinal injuries are related to children. More than 90% of these
children are already 16 years of age or older. Cervical spine injuries are more frequent
in children below the age of 10. Around 12 – 27% of the children suffering a spinal
injury complain accompanying neurological symptoms up to a complete spinal cord injury.
Detailed knowledge of the vertebral columnʼs ossification as well as further anatomical
and biomechanical specialties of the growing spine are essential for diagnostics and
therapy of spinal injuries in children. Apart from clinical and neurological examination,
diagnostics of spinal injuries in children is mainly performed by X-ray and nuclear
magnetic resonance imaging. Special classification systems are available for injuries
of the growing spine. Compared to adults, in children a non-operative therapy is indicated
more often. All stable fractures as well as all typical endplate injuries could be
treated non-operatively. In case of highly interference of the cervical vertebral
columnʼs alignment, operative stabilization is indicated. In general, children suffering
from a spinal injury have a better outcome. Knowing the specialities of the growing
spine toward anatomy and biomechanics is essential for diagnosis and therapy of pediatric
spinal injuries. In addition to the systematic clinical and neurological examination,
X-ray imaging as well as nuclear magnetic resonance imaging are the main keys to the
diagnosis of pediatric spinal injuries. In most cases, a non-operative treatment is
possible. In cases of instable injuries, operative stabilization may be indicated
at the cervical spine as well as at the thoracic and lumbar spine.