Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2009; 44(9): 612-624
DOI: 10.1055/s-0029-1241165
Fachwissen
Topthema: Anästhesie bei Adipositas
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Besonderheiten bei bariatrischer Chirurgie

Special anaesthesiological requirements in bariatric surgeryEdward Shang, Grietje Beck
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Publication Date:
11 September 2009 (online)

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Zusammenfassung

Die morbide Adipositas ist ein wachsendes Problem in Industrieländern, welche zunehmend auch junge Menschen betrifft und oftmals als ultima ratio eine Indikation zu bariatrischen Eingriffen darstellt. Neben den Risiken zu pulmonalen und kardiovaskulären Begleiterkrankungen, welche sich bei diesen Patienten finden, sind insbesondere die Anästhesisten in ihrem perioperativen Management gefordert und vor technische Probleme gestellt. Diese Übersicht gibt daher eine Zusammenfassung über die möglichen operativen Techniken und anästhesiologische Besonderheiten bei Patienten mit morbider Adipositas.

Summary

Obesity is a growing healthcare problem in all industrial countries, which occurs with increasing frequency in young people and indicates bariatric surgery. Obesity increases the risk for pulmonary and cardiovasculary side effects and also the anaesthesiologist is confronted with significantly more problems when the patient is overweight and obese. The present review focuses on the surgical techniques and the anaesthetic implications of bariatric surgery.

Kernaussagen

  • Die Zahl der bariatrischen Operationen in den industrialisierten Staaten nimmt aufgrund der starken Verbreitung der morbiden Adipositas immer weiter zu.

  • Die perioperative Morbidität und Mortalität steigt mit einem BMI > 50 kg/m2 stark an.

  • Die meisten bariatrischen Patienten haben noch weitere Begleiterkrankungen, welche eine Narkoseführung deutlich erschweren und bereits bei der Prämedikation der Patienten zu berücksichtigen sind.

  • Ein obstruktives Schlafapnoesyndrom (OSAS) ist bei 3/4 aller bariatrischen Patienten beschrieben und sollte in einem Schlaflabor nach dem Apnoe–Hypopnoe–Index (AHI) abgeklärt und therapiert werden.

  • Bariatrische Operationsverfahren können in 3 Gruppen unterteilt werden: Elektrostimulation des Magens, restriktive Verfahren, kombinierte restriktiv–malabsorptive Verfahren.

  • Die weltweit gängisten bariatrischen Operationen sind das Anbringen eines verstellbaren Magenbands, ein Roux–Y–Magenbybass und das Reserzieren eines Großteils des Magens, sodass ein Magenschlauch entsteht.

  • Durch das hohe Körpergewicht und auch die extreme Körperform sind Lagerungsschäden bei morbiden Adipösen signifikant erhöht und Gegenmaßnahmen müssen ergriffen werden.

  • Die Kombination der Allgemein– mit der Periduralanästhesie ist immer zu empfehlen, da durch adäquate Schmerztherapie und Sympathikolyse die postoperativen thrombembolischen, respiratorischen und peristaltischen Komplikationen deutlich vermindert werden können.

  • Ein in bariatrischer Anästhesie erfahrenes Team reduziert die perioperative Morbidität signifikant.

  • Extrem schwierige Intubationsbedingungen sind auch beim bariatrischen Patienten relativ selten (ca. 1  %), eine Herausforderung für den Anästhesisten sind eher die häufigeren intraoperativen Beatmungsprobleme (ca. 10  %).

Literaturverzeichnis

Priv. Doz. Dr. med. Edward Shang
Prof. Dr. med. Grietje Beck

Email: edward.shang@chir.ma.uni-heidelberg.de

Email: Grietje.Beck@umm.de