Zusammenfassung
Am Gesamtmaterial der Einlingsgeburten Deutschlands im Zeitraum 1995 - 1997 wird die
Variation des Geburtsgewichtes, der Rate Neugeborener mit niedrigem und hohem Geburtsgewicht
und der Frühgeborenenrate unter Berücksichtigung der einzelnen Bundesländer gezeigt
und mögliche Ursachen der Unterschiede diskutiert. Die Körpermaße Neugeborener, wie
auch die Höhe der Frühgeborenenrate, sind das Ergebnis eines mehrdimensionalen Zusammenspiels
von biologischen, medizinischen, psychosozialen, sozioökonomischen und demografischen
Merkmalen innerhalb der Mütterpopulation. Alle Merkmalskomplexe unterliegen zeitlichen
und gesellschaftlichen Veränderungen und wirken in ihrer Komplexität. Biologische
Merkmale der Mütter, wie beispielsweise das Alter und die Kinderzahl, nehmen als demografisch
wirkende Merkmale der Mütterpopulation Einfluss auf die somatischen Entwicklungsparameter
der Neugeborenen und auch auf die Höhe der Frühgeborenenrate. Die Frühgeborenenrate
zeigt sehr deutlich eine Altersabhängigkeit. Der Stellenwert einzelner Merkmale in
diesem mehrdimensionalen Bedingungsgefüge ist schwer zu ermitteln. Wir messen aber
insgesamt den konstitutionellen Körperbaumerkmalen sowohl für das Geburtsgewicht als
auch für die Höhe der Frühgeborenenrate eine sehr hohe Priorität zu.
Für die Variation der Frühgeborenenrate in den einzelnen Bundesländern, besonders
auch im Nord-Süd-Vergleich, scheinen vornehmlich konstitutionelle Merkmale der Mütter
verantwortlich zu sein. Ost-West-Differenzen in der Höhe der Frühgeborenenrate im
Zeitraum 1995 - 1997 dürften z. T. auf das unterschiedliche Gebäralter zwischen neuen
und alten Bundesländern zurückzuführen sein. Das Alter korreliert dabei mit vielen
anderen Merkmalen (prägestationales Körpergewicht, Parität), die als Hintergrundmerkmale
die Frühgeborenenrate ebenfalls beeinflussen. Der Altersbereich mit einer relativ
niedrigen Frühgeborenenrate beim 1. Kind liegt zwischen 21 und 24 Jahren und beim
2. Kind zwischen 25 und 31 Jahren. Einschätzungen zur Entwicklung der Frühgeborenenrate
aus Altersveränderungen abzuleiten, sind deshalb erlaubt.
Als Ursache einer niedrigeren Frühgeborenenrate im Zeitraum 1995 - 1997 in den neuen
Bundesländern mit 6,7 % im Vergleich zu den alten Bundesländern mit 7,3 % muss auch
die unterschiedliche Altersverteilung bei Geburt der Kinder zwischen neuen Bundesländern
und alten Bundesländern angesehen werden. Aufgrund des nach wie vor steigenden durchschnittlichen
Gebäralters, sowohl in den neuen als auch in den alten Bundesländern, ist deshalb
prognostisch in Deutschland eher mit einer weiteren Erhöhung der Frühgeborenenrate
zu rechnen.
Abstract
Using data from the German Perinatal Registries, we analyzed all singleton deliveries
in Germany during the years 1995 to 1997 in terms of birth weight variation and prematurity
rates, and their distribution in the different German federal states. Prematurity
rates, birth weight and height are influenced by multiple factors, such as biological,
medical, psychosocial, economic, and demographic characteristics of the maternal population,
working together in a complex manner. These factors are variable influenced by social
changes. Maternal age and parity, which are biological and demographic characteristics,
influence fetal development including weight and height, but also the preterm delivery
rate. There is a close correlation between the preterm delivery rate and maternal
age, while the importance of the other factors cannot easily be ascertained. On the
other hand, age correlates with many other characteristics such as pre-gestational
body weight or parity, which influence birth weight and gestational age at delivery.
For differences in prematurity rates between the German federal states (Northern vs.
Southern), constitutional maternal factors seem to be especially responsible. The
higher prematurity rates in the former “Western” part of Germany (7.3 %) compared
to the “Eastern” part (6.7 %) during these years might partially be explained by the
still more favourable mean maternal age in the Eastern German countries. For the first
child, maternal age range with the lowest prematurity rate is 21 to 24 years, and
for the second child it is 25 to 31 years.
As a consequence, due to the increasing maternal age at delivery in this part of Germany,
an increase in pre-term delivery can be expected during the next years.
Schlüsselwörter
Deutsche Perinatalerhebung - Bundesländer - Geburtsgewicht - Frühgeborenenrate
Key words
Prematurity rate - birth weight - German Perinatal Analysis - German federal states