Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2019; 14(01): 95-109
DOI: 10.1055/a-0574-7013
Beckengürtel und untere Extremität
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kniegelenknahe Umstellungsosteotomie im Erwachsenenalter

Stephanie Flörkemeier
,
Kristian Kley
,
Philipp Lobenhoffer
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
04. Februar 2019 (online)

Im klinischen Alltag stoßen wir regelmäßig auf aktive Patienten jeder Altersgruppe mit unikompartimentellen degenerativen Kniegelenkbeschwerden. Der Anspruch bezüglich Funktion, Schmerzfreiheit und Gelenkerhalt ist hoch. Da der Großteil eine Varus- oder Valgusmorphologie zeigt, kann eine knöcherne Korrektur der Beinachse zu den gewünschten Zielen führen.

Kernaussagen
  • Die präoperative Planung erfolgt immer an radiologischen Ganzbeinaufnahmen im Stand in Neutralrotation und ermöglicht eine exakte Planung der Osteotomie.

  • Die mechanische Traglinie (Mikulicz-Linie) verbindet Femurkopf und Sprunggelenk und verläuft 4 (± 2) mm medial des Kniegelenkzentrums. Sie erlaubt eine Aussage über den Ort der höchsten Belastung im Kniegelenk.

  • Eine Umstellung macht Sinn bei einer Fehlstellung, die nicht auf einem Substanzverlust intraartikulären Gewebes beruht (Knorpelabschliff, Meniskusverlust).

  • Zwischen femoraler und tibialer Ursache der Fehlstellung wird anhand des mechanischen lateralen distalen Femurwinkels (mLDFW, Normwert 87 ± 3°) und des mechanischen medialen proximalen Tibiawinkels (mMPTW, Normwert 87 ± 3°) differenziert.

  • Voraussetzung für eine Umstellung ist eine maximal moderate Arthrose des Kompartiments der Gegenseite.

  • Alter, Nikotinabusus und Gewicht des Patienten spielen eine untergeordnete Rolle bei der Indikationsstellung zur hohen Tibiakopfosteotomie (HTO).

  • Eine biplanare Osteotomie mit intakter Gegenkortikalis erhöht die Stabilität und erlaubt eine ungestörte Heilung.

  • Die Verwendung autologer Spongiosa ist bei korrekter Technik auch bei großen Osteotomieweiten nicht notwendig.