Zusammenfassung
Hintergrund Das Arbeitsgedächtnis (AG) als ein zentrales kognitives Konstrukt ist eine fundamentale
Voraussetzung für Lernen und gilt als Marker für
Entwicklungsstörungen. In den letzten Jahren hat es beachtliche Aufmerksamkeit in
der Forschung gewonnen. Um Prädiktoren für phonologische und visuelle
AG-Leistungen zu bestimmen, wurden hier multivariate Regressionsanalysen mittels generalisierter
linearer Modelle gerechnet.
Material und Methoden Das phonologische AG wurde durch das Nachsprechen von Nichtwörtern (SETK 3–5-Subtest
PGN) und von Zahlenfolgen (K-ABC-Subtest), das
visuell-räumliche durch die Imitation von Handbewegungen (K-ABC-Subtest) untersucht.
Eine Intelligenzschätzung wurde durch das Ergebnis in der K-ABC-Skala
„Ganzheitliches Denken“ vorgenommen. Stichprobe: 169 Kindergartenkinder (49 % Jungen;
51 % Mädchen), überwiegend mit Migrationshintergrund und Deutsch als
Zweitsprache, im mittleren Alter von 45,9 (SD 6,2; Min 36; Max 61) Monaten; zum Zeitpunkt
der Untersuchung im Durchschnitt seit 9,9 (SD 6,9) Monaten im
Kindergarten und durchschnittlich intelligent. Als Faktoren wurden Geschlecht und
Migrationshintergrund festgelegt, als Kovariaten Lebensalter, Dauer des
Kindergartenbesuchs bis zur Testung sowie ganzheitliches Denken in die Modelle aufgenommen.
Ergebnisse Alle mittleren AG-Leistungen waren durchschnittlich. Nur das Alter zum Untersuchungszeitpunkt
sowie das ganzheitliche Denken hatte einen
signifikanten Einfluss auf die AG-Leistungen.
Schlussfolgerung Im Alter von 36–61 Monaten lassen sich die beiden o. g. Arbeitsgedächtnissysteme
als ein anlagebedingter, reifungsabhängiger und eher
geschlechtsunspezifischer Mechanismus beschreiben.
Abstract
Objective Working memory (WM) as a central cognitive construct is a fundamental prerequisite
for learning and provides a marker of developmental
disorders. It has received considerable attention in recent years. Here, multivariate
regression analyses using generalized linear models were conducted to
determine predictor variables for phonological and visuospatial WM.
Material and Methods The phonological WM was investigated by repetition of non-words (subtest PGN of the
German SETK 3–5) and number recall
(K-ABC-subtest), the visuospatial WM by the imitation of a sequence hand movements
(K-ABC-subtest hand movements). The estimation of intelligence was
operationalized by the performance in the K-ABC-scale “Simultaneous Processing”. Sample:
Kindergarten kids (N = 169; 49 % boys; 51 % girls), mostly with
migration background and German as second language (mean age: 45.9; SD 6.2; min 36,
max 61 months). They visited the kindergarten at the time of testing for 9.9
(SD 6.9) months, on average and had an average intelligence. Independent variables
were chronological age, gender, kindergarten attendance until the test
examination, intelligence, migration background.
Results Both phonological and visuospatial working WM performance were on average not reduced.
Chronological age and simultaneous processing were found to
be significant predictors for the performance in all WM tests.
Conclusion In the age from 36 to 61 months both working memory systems can be described as a
congenital, maturity-dependent and rather gender non-specific
mechanism.
Schlüsselwörter
Phonologisches Arbeitsgedächtnis - visuell-räumliches Arbeitsgedächtnis - Kind - Kindergartenalter
- Migrationshintergrund
Key words
phonological working memory - visuospatial working memory - child - kindergarten age
- migration background