Z Gastroenterol 2018; 56(05): 518-519
DOI: 10.1055/a-0603-0594
Der bng informiert
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38. Jahrestagung des Deutschen Pankreasclubs

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. Mai 2018 (online)

Dieses Jahr tagte der Deutsche Pankreasclub (DPC) in der Ulmer Wissenschaftsstadt. Die Bezeichnung als Wissenschaftsstadt wurde dem Programm unter der Leitung des Tagungspräsidenten Prof. Dr. Alexander Kleger in seiner Konzeption durchaus gerecht.

Der Kongress umfasste von Donnerstag, den 25.1.2018 bis Samstag, den 27.1.2018 insgesamt acht Sitzungspunkte und beschäftigte sich mit akuter und chronischer Pankreatitis, Autoimmunpankreatitis, Pankreastumoren, Tumorenviroment, Diabetes, (Epi)genomics, Biomarkern sowie Innovationen in der Pankreaschirurgie, Schmerzgenese bei tumorösen und inflammatorischen Prozessen und vielem mehr. Jede Session wurde von ein bis zwei (inter)nationalen Keynote-Rednern eröffnet und von nationalen Experten und den im Mittelpunkt stehenden freien Vorträgen des Nachwuchses komplettiert.

Bei den zystischen Pankreaserkrankungen wurden insbesondere unter dem Aspekt der Malignität die muzinös zystischen Läsionen sowie die intraduktal papillär muzinösen Neoplasien (IPMN) mit Hauptgang, Seitengang und Mischtyp thematisiert. Hierzu ist eine klinische Studie von Prof. Dr. Felix Rückert unter dem Namen ICAROS von der Chirurgie der Uni Mannheim initialisiert. Interessierte Zentren können sich hier anmelden.

Des Weiteren erläuterte David Chang, Glasgow, die neuesten Erkenntnisse aus der Genomik des duktalen Pankreaskarzinoms (PDAC) und wie die bisherigen genomweiten Sequenzierdaten der letzten Jahre nun funktionellen Einzug in die Klinik und prognostische Relevanz bekommen. Dazu wurde u. a. die bekannte Klassifikation in vier Subtypen nach Bailey in Immunogenic, Pancreatic, Progenitor, ADEX (azinär und endokrine Differenzierung) um die Kategorie squamös erweitert. Der squamöse Subtyp mit der schlechtesten Prognose vor allem für PDAC mit Defekten in der DNA-Reparatur präsentiert eine neue Klassifikation mit klinischer Relevanz und direkter Behandlungskonsequenz und fungiert gleichzeitig in hunderten Zelllinien als präklinisches Modell.

Zunehmend Relevanz erlangt außerdem das Epigenom des PDAC mit Chromatin und den Histonen sowie das Tumorstroma. Hier sind Einflussgrößen wie Signaltransduktion, Immunantwort, aktivierte Fibroblasten sowie die Hyaloronsäure zu nennen, die als sogenannte biophysikalische Komponente eine Drucksteigerung im Interstitium bewirkt. Organoidkulturen, die in Echtzeit bei Erstdiagnose eines PDAC angelegt werden, können eventuell in Zukunft helfen, die Therapie bei Patienten mit Pankreaskarzinom besser zu steuern.

In den Fokus der Pankreaschirurgie rückten nicht nur rein auf das Pankreas bezogene Aspekte, sondern auch die assoziierte Metastasenchirurgie. Eine dann auch mit einem Sachpreis ausgezeichnete Arbeit des Heidelberger Pankreaschirurgen Oliver Strobel präsentierte einen präoperativen Score zur Abschätzung des Gesamtüberlebens bei der Pankreaskarzinomchirurgie. Diese Information ist für die Entscheidung für oder gegen die Operation insbesondere für Hochrisikopatienten sehr relevant. Bei der Zielgenauigkeit zur Diagnose von Pankreasprozessen konnte in einer von Alexander Hann (Ulm) vorgestellten Studie leider kein relevanter Fortschritt berichtet werden: Hier erbrachte eine Nitinol-basierte Punktionsvorrichtung zwar eine zeitliche Verkürzung des Punktionsprozesses, aber keine Verbesserung der Zielgenauigkeit.

Im Rahmen des Kongresses wurden zahlreichen Preise vergeben. So wurden unter den 45 freien Vorträgen der Hans-Chiari-Preis (Preisträger Frau Z. Dantes, München) für pankreatologische Grundlagenforschung sowie der Abraham-Vater-Preis (Preisträger Frau M. Egidi, Halle) für klinische Pankreasforschung, beide jeweils dotiert mit 1000 Euro, sowie unter den 102 Posterbeiträgen weitere Geld- und Sachpreise vergeben, um den wissenschaftlichen Nachwuchs zu unterstützen. Unter den insgesamt 147 eingereichten Beiträgen wurden im Vorfeld von einem unabhängigen achtköpfigen Komitee die besten Abstracts prämiert und dafür zehn Reisestipendien vergeben. Dieses Novum bestärkt die jungen Forscherinnen und Forscher in ihren jeweiligen Arbeiten und motiviert sicher auch die zukünftigen Aktivitäten und Zielsetzungen. Zu betonen ist, dass der Präsident ermöglichte, dass aus Zeitgründen nicht präsentierte Poster am Folgetag besprochen werden konnten und so eine Würdigung erfuhren.

Damit war der Ulmer DPC ein voller Erfolg mit einem Rekord an Beiträgen und Teilnehmern sowie einem balancierten Portfolio an Vorträgen zur (prä-) klinischen und praktischen Pankreatologie. Der nächste DPC findet 2019 vom 7. bis zum 9. Februar in Göttingen statt und wird bestimmt spannend.