Open Access
CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(05): 506-511
DOI: 10.1055/a-0603-4314
GebFra Science
Original Article/Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mammografie-Screening 2.0 – wie ist risikoadaptiertes Screening in der Klinik umsetzbar?

Ergebnisse einer Fokusgruppendiskussion mit Experten im Projekt RISIKOLOTSE.DE Article in several languages: English | deutsch
Nicole Fürst
1   Frauenklinik und Poliklinik, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
,
Marion Kiechle
1   Frauenklinik und Poliklinik, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
,
Brigitte Strahwald*
4   Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, Pettenkofer School of Public Health, LMU München, München, Germany
,
Anne S. Quante*
1   Frauenklinik und Poliklinik, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
2   Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, Lehrstuhl für Genetische Epidemiologie, LMU München, München, Germany
3   Institut für Genetische Epidemiologie, Helmholtz Zentrum München – German Research Center for Environmental Health, Neuherberg, Germany
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Publication History

received 03 December 2017
revised 09 April 2018

accepted 09 April 2018

Publication Date:
04 June 2018 (online)

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Zusammenfassung

Einleitung Das Mammografie-Screening-Programm steht seit einiger Zeit in der Kritik. Die Einladung zur Teilnahme beruht derzeit nur auf den Risikofaktoren Alter und weibliches Geschlecht, wodurch Frauen mit überdurchschnittlichem Risiko zu selten, Frauen mit niedrigem Risiko möglicherweise zu häufig untersucht werden. Künftig könnte eine individualisierte Risikobewertung ein risikoadaptiertes Vorgehen bei der Brustkrebs-Früherkennung ermöglichen. Im Projekt RISIKOLOTSE.DE werden Angebote erarbeitet, um das individuelle Brustkrebsrisiko zu berechnen und die Ergebnisse zu bewerten. Ziel ist es, Ärzte und Screening-Teilnehmerinnen bei der partizipativen Entscheidungsfindung zu unterstützen. Um die Ausgangssituation bei den Zielgruppen zu erfassen, wurden qualitative und quantitative Erhebungen durchgeführt.

Methode Zu Projektbeginn wurde eine leitfadenbasierte Fokusgruppendiskussion mit 15 Ärzten und Vertretern des öffentlichen Gesundheitsdienstes durchgeführt. Das Transkript dieser Diskussion wurde mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.

Ergebnisse Die Teilnehmer bewerteten das Konzept der risikoadaptierten Früherkennung insgesamt positiv. Gleichzeitig waren sie mehrheitlich der Meinung, dass die Ergebnisse der individualisierten Risikokalkulation nur von Ärzten adäquat verstanden und bewertet werden können. Als praktische Hürden bei der Umsetzung wurden besonders der hohe Kommunikationsaufwand und die fehlende Vergütung angeführt.

Diskussion Die Vorschläge und Impulse aus der Fokusgruppe reichten von administrativen bzw. regulatorischen Änderungen über neue Beratungsformen bis hin zu adaptierbaren Praxishilfen. Für die Konzeption von RISIKOLOTSE.DE und die Planung weiterer Erhebungen war ein wichtiger Hinweis, dass die Risikoberechnung für das Mammografie-Screening 2.0 als rein ärztliche Aufgabe gesehen wurde und dass das Konzept der partizipativen Entscheidungsfindung bei der Diskussion kaum eine Rolle spielte.

* Diese Autoren haben zu gleichen Teilen zu der Arbeit beigetragen.