Frauenheilkunde up2date 2018; 12(04): 375-388
DOI: 10.1055/a-0607-0088
Geburtshilfe und Perinatalmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diagnostik und Therapie habitueller Aborte – die S2k-Leitlinie 2018 in der Praxis

Sophia Antoniadis
,
Laura Lotz
,
Susanne Cupisti
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Publication History

Publication Date:
12 September 2018 (online)

Habituelle Aborte sind selten, für die betroffenen Paare aber sehr belastend. Sie wünschen sich eine rasche Diagnostik und eine gezielte Therapie. Es gibt mannigfaltige Ursachen, und nicht immer können sie bestimmt werden. Dieser Beitrag stellt die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten bei habituellen Aborten nach der neuen S2k-Leitlinie dar.

Kernaussagen
  • Habituelle Aborte betreffen ca. 1 – 3% aller Paare und sind für Betroffene sehr belastend. Die Ursachen sind vielfältig, und in ca. der Hälfte der Fälle kann kein plausibler Grund festgestellt werden.

  • Chromosomenaberrationen stellen nach derzeitigem Wissen die häufigste Ursache für Fehlgeburten dar.

  • Uterine Anomalien wie Uterusfehlbildungen, Myome, Polypen oder Synechien sollten mittels Vaginalsonografie oder auch Hysteroskopie abgeklärt werden.

  • Eine manifeste Hypothyreose sollte therapiert mit einem TSH-Zielwert im unteren Normbereich, d. h. unter 2,5 mU/l therapiert werden.

  • Bei habituellen Aborten kann eine Therapie mit synthetischen Gestagenen im 1. Trimenon zur Abortprophylaxe durchgeführt werden.

  • Sowohl Adipositas als auch Untergewicht erhöhen das Risiko für habituelle Aborte.

  • Es besteht eine Assoziation zwischen habituellen Aborten und Faktor-V-Leiden-Mutation. Eine generelle Abklärung hereditärer Thrombophilien zur Abortprophylaxe wird aufgrund der uneinheitlichen Datenlage aber nicht empfohlen.

  • Ein Antiphospholipid-Syndrom sollte ausgeschlossen oder prophylaktisch mit Aspirin (75 – 100 mg/d) und niedermolekularem Heparin (NMH) behandelt werden.

  • Zum „tender loving care“-Konzept existieren keine aussagekräftigen Studien. Die Patientin sollte in jedem Fall empathisch und unterstützend betreut werden.