OP-Journal 2018; 34(03): 201-206
DOI: 10.1055/a-0607-8097
Fachwissen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prinzipien der Frakturbehandlung beim Kind

Principles of Fracture Treatment in the Child
Francisco F. Fernandez
,
Oliver Eberhardt
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Publikationsdatum:
09. November 2018 (online)

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Zusammenfassung

Die Behandlungsprinzipien von Frakturen beim Kind richten sich nach den besonderen Eigenschaften der Frakturheilung am wachsenden Skelett. Das Skelett des Kindes stellt ein vom Alter abhängiges dynamisch wachsendes Organ dar, mit der Fähigkeit, schnell knöcherne Verletzungen zu heilen, mit hoher Toleranz gegen Weichteilverletzung, geringen Immobilitätsschäden und altersabhängig möglicher Korrektur von posttraumatische Fehlstellungen. Diese Fähigkeiten sind am Skelett des Kindes nicht überall gleich, sie sind direkt abhängig von Potenz der angrenzenden Wachstumsfuge bzw. ihrem Anteil an der Gesamtlänge der Extremität und dem Alter des Kindes. Der Behandler von Frakturen und Verletzungen des Kindes benötigt spezielle Kenntnisse über die Besonderheiten des wachsende Organs „Skelett“, muss aber auch über die Bedürfnisse des Kindes und seiner Bezugspersonen reflektieren können. Bestehen Ungereimtheiten hinsichtlich des Unfallmechanismus und der Verletzung, eine verzögerte Vorstellung nach Fraktur oder spezielle Frakturen, dann muss an eine Kindesmisshandlung gedacht werden. Es gilt, die Balance zu halten zwischen den Polen „bei Kindern wächst sich alles aus“ und der apodiktischen Entscheidung einer primären definitiven Versorgung, die überspannt in jedem Lebensalter zu einer operativen Versorgung führt.

Abstract

The treatment principles of fractures in children depend on the particular characteristics of fracture healing on the growing skeleton. The childʼs skeleton is an age-dependent dynamically growing organ with the ability to heal bony injury quickly, high tolerance to soft tissue injury, minor immobility damage, and age-related potential correction of posttraumatic misalignment. These abilities are not the same everywhere on the skeleton of the child, they are directly dependent on the potency of the adjacent growth joint or their proportion of the total length of the limb and the age of the child. The treatment of fractures and injuries to the child requires specific knowledge of the specificities of the growing skeletal organ, but it must also be able to reflect on the needs of the child and its caregivers. If there are inconsistencies regarding the accident mechanism and the injury, a delayed presentation after a fracture or special fractures then a child abuse must be considered. It is important to keep the balance between the poles “in children, everything grows out” and the apodictic decision of a primary definitive care that leads to an operative care at any age.