Der Nuklearmediziner 2018; 41(03): 201
DOI: 10.1055/a-0621-3029
Editorial
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Positronen-Emissions-Tomographie als eine Säule der Theranostik

Positron-Emission-Tomography as a fundamental tool of theranostics
Kambiz Rahbar
Geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Münster
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Publication Date:
07 September 2018 (online)

Mit der zunehmenden Akzeptanz der Positronen-Emissions-Tomografie, insbesondere der PET-CT, in Klinik und Forschung und dem enormen Innovationspotenzial der Radiopharmazie hat das Fach Nuklearmedizin in der letzten Dekade eine rasante Entwicklung erlebt. Diese Entwicklung geht soweit, dass heute von einer konventionellen Nuklearmedizin und von der PET-Bildgebung als zwei unterschiedliche Bereiche in der nuklearmedizinischen Diagnostik gesprochen wird. Es darf jedoch nicht ins Hintertreffen geraten, dass erst die eingesetzten Radiopharmaka die PET-Bildgebung lebendig werden lassen.

So wurden bereits mehrere Jahre unterschiedliche Liganden zur Darstellung des prostata-spezifischen-Membranantigen (PSMA) evaluiert, jedoch erst der Einsatz von 68Ga-PSMA-11, entwickelt durch das DKFZ in Heidelberg (Arbeitsgruppe Prof. Eisenhut), brachte den Durchbruch und machte diese Substanz zum meistgenutzten non-FDG-Radiopharmakon weltweit. Das 68Ga-PSMA-11 hat die Diagnostik des Prostatakarzinoms bereits grundlegend verändert. Die Einführung von 177Lutetium-markiertem PSMA-617 als therapeutischer Variante der PSMA-Liganden hat der Radioligandentherapie innerhalb kürzester Zeit einen festen Platz im Therapiespektrum des metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (mCRPC) verschafft. Diese Therapie soll nach der aktuellen S3-Leitlinie Patienten mit mCRPC nach Ausschöpfung der konventionellen zugelassenen Therapien angeboten werden, obwohl sie noch nicht zugelassen ist. Durch die geplante Phase-III-Studie (VISION-Trial) soll die Therapie zur Zulassung gebracht werde, damit mehr Patienten hiervon profitieren können.

Kürzlich wurde vom Universitätsklinikum Heidelberg (Arbeitsgruppe Prof. Haberkorn) ein neues Radiopharmakon zur Darstellung des Fibroblasten-Aktivierungs-Proteins (FAP) durch einen Inhibitor vorgestellt, welches bereits erfolgreich in den ersten Berichten unterschiedliche Tumore mit hoher FAP-Aktivität mit sehr hohem Kontrast bei schneller Biodistribution darstellt. FAP bietet nicht nur eine Struktur zur Bildgebung durch den Einsatz von 68Ga-gelabelten FAPI, sondern auch eine Therapiemöglichkeit durch die Markierung mit z. B. 177Lutetium bzw. 90Yttrium. Damit steht bereits das nächste neue Theranostikum in der Nuklearmedizin am Start.

Die Radionuklidtherapie und die PET in der Bildgebung und Therapie im Sinne von Theranostik sind heute primäre Säulen der Nuklearmedizin, die die Zukunft der Nuklearmedizin als Nuklearonkologie prägen.

Kambiz Rahbar
12.07.2018