Journal Club AINS 2018; 07(02): 63
DOI: 10.1055/a-0624-8190
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Forschungsprojekt: Rechenverfahren sichern Notarztversorgung auf dem Land

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Publication Date:
21 June 2018 (online)

Wie ist es um die notärztliche Versorgung auf dem Land bestellt? Stehen in Zukunft genügend Notärzte zur Verfügung? Wie wird eine ausreichende Versorgung, auch in entlegenen Orten, garantiert? Wo fehlen notärztliche Dienststellen? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Mathematiker um Professor Dr. Sven O. Krumke von der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) und des Fraunhofer-Instituts für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM im Rahmen des Projektes „HealthFaCT“. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und zielt unter anderem darauf ab, die medizinische Versorgung auf dem Land zu sichern.

Sie entwickeln ein komplexes Rechenverfahren, um die Notarztversorgung im ländlichen Raum zu verbessern. „Um eine optimale Notarzt-Versorgung zu gewährleisten, sind für unsere Berechnungen zwei Faktoren wichtig“, sagt Professor Krumke von der Arbeitsgruppe Optimierung an der TUK. „Zum einen eine schnelle Erreichbarkeit der Notfälle, zum anderen eine ausreichende Abdeckung aller Fälle durch die Notärzte.“

In ihr mathematisches Modell lassen die Kaiserslauterer Forscher viele Daten einfließen, die für die Versorgung von Notfällen relevant sind. Dazu zählen etwa die zunächst unbekannte Anzahl der eintretenden Notfälle, aber auch die Anfahrtszeiten zu den Notfällen und die räumliche Verteilung der Rettungswachen. „Wir unterteilen hierbei ein betrachtetes Gebiet in mehrere Regionen und legen auf Basis historischer Daten für jede Region ein Minimum und ein Maximum an Notfällen fest“, sagt Manuel Streicher, der im Rahmen seiner Doktorarbeit an dem Projekt forscht. Dabei kann in jeder einzelnen Region der schlimmste Fall eintreten, jedoch wird verhindert, dass dieser in allen Regionen gleichzeitig auftritt. In diesem Zusammenhang sprechen die Mathematiker auch von „robusten Modellen“, die ebenfalls Extremsituationen berücksichtigen, wie Krumke erläutert: „Das Besondere an unserem Modell ist, dass die medizinische Versorgung auch für Szenarien sichergestellt ist, in denen in vielen Regionen das Maximum an Notfällen eintritt.“

Das Projekt berücksichtigt auch den Ärztemangel in vielen Regionen, der sich in den nächsten Jahren nicht bessern dürfte: Sollten sich die Einsatzzahlen in den kommenden zehn Jahren verdoppeln, würde nicht die doppelte Anzahl an Medizinern gebraucht. Krumke: „Mithilfe der mathematischen Verfahren und Simulation kann die Verteilung der Ärzte auf die Rettungswachen so optimiert werden, dass auch steigende Notfallaufkommen abgedeckt werden können.“

Nach Angaben der Technischen Universität Kaiserslautern