Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2019; 14(05): 463-468
DOI: 10.1055/a-0634-8873
SOP / Arbeitsablauf
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

SOP Distale Femurfraktur

Christoph Harms
,
Thomas Mittlmeier
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Publication Date:
18 September 2019 (online)

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Einleitung

Bei der distalen Femurfraktur handelt es sich mit 6% der Femurfrakturen um eine seltene Verletzung [7]. In der Verteilung finden sich zwei Häufigkeitsgipfel, und das entspricht damit der Verteilung von hüftgelenknahen Frakturen. Bei jüngeren, zumeist männlichen Verletzten (< 40 Jahre) ist das Hochrasanztrauma bei Verkehrsunfällen und Stürzen aus großer Höhe die häufigste Ursache. Der zweite Häufigkeitsgipfel betrifft ältere Menschen (> 50 Jahre). Frauen mit Osteoporose sind häufiger betroffen, und das Trauma hat eine vergleichsweise niedrige Energie. 60% der Frakturen treten in der zweiten Gruppe auf [5].

Die Fraktur entsteht im Allgemeinen durch eine axiale Krafteinleitung auf den Oberschenkel, seltener durch Rotationskraft. Die Deformierung ebenso wie die Kraft der gelenküberschreitenden Muskeln führt zu der typischen Dislokation in Verkürzung und Varisierung des distalen Fragments. Die relative Nähe zu den neurovaskulären Strukturen der Kniekehle sowie der strukturell ligamentäre Verbund zum Kniegelenk fordert besonderes Augenmerk bei Diagnostik und Therapie. So sind insbesondere bei Vorliegen einer Luxationsfraktur die ungestörte Blutversorgung von Unterschenkel und Fuß ebenso wie der Neurostatus zu prüfen. Aber auch Kettenverletzungen sind zu beachten. Das Vorliegen von Begleitfrakturen am Femur ist keine Seltenheit und rückt angesichts einer dramatischeren Verletzung des Unterschenkels oder Fußes häufig in den Hintergrund.