Transfusionsmedizin 2018; 8(04): 232-237
DOI: 10.1055/a-0637-0507
Praxistipp
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Immunglobulin-A-Isotyp bei Anti-HLA-Antikörpern und Organüberleben von Patienten nach Nierentransplantation

Immunoglobulin A Isotype Anti-HLA Antibodies and Graft Survival in Kidney Transplanted Patients
Marie-Luise Arnold
1   Klinik für Innere Medizin 3 – Rheumatologie und Immunologie, Universitätsklinik Erlangen, Erlangen-Nürnberg
,
Christian Bach
2   Klinik für Innere Medizin 5 – Hämatologie and Onkologie, Universitätsklinik Erlangen, Erlangen-Nürnberg
,
Bernd M. Spriewald
2   Klinik für Innere Medizin 5 – Hämatologie and Onkologie, Universitätsklinik Erlangen, Erlangen-Nürnberg
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Publication Date:
15 November 2018 (online)

Zusammenfassung

Anti-Human-Leukocyte-Antigen-Antikörper (HLA-Ak) des Isotyps Immunglobulin A (IgA) erkennen ihr Zielantigen mit einer sehr hohen Affinität und Avidität. Eine systematische Erforschung des Einflusses von Anti-HLA-IgA-Antikörpern auf die Organabstoßung und den Organfunktionsverlust nach Organtransplantation hat gerade erst begonnen. Anhand der hier vorgestellten Arbeit soll gezeigt werden, dass neben der bekannten Beteiligung von Anti-HLA-Immunglobulin G (IgG) auch Anti-HLA-IgA eine Rolle bei der Organabstoßung spielen könnte. Im Rahmen der Studie wurden Seren von 276 Patienten untersucht. Alle Patienten hatten bereits mindestens eine Nierentransplantation bekommen und wurden aufgrund eines Funktionsverlusts des transplantierten Organs wieder dialysepflichtig. Als Messparameter für das Organüberleben wurde die in Monaten gemessene Dauer zwischen erfolgter Nierentransplantation und erneuter Dialyse nach Transplantation („Time to Dialysis“, TtD, Median) herangezogen. Die Testung des Ak-Profils der Patientenseren für die Isotpyen IgG und IgA wurde mittels Luminex-basierter Methode durchgeführt. Von den 276 getesteten Seren waren 89 Ak-positiv für Anti-HLA-IgA und 243 positiv für Anti-HLA-IgG. Es wurde eine starke Korrelation der beiden untersuchten Isotypen beobachtet (p < 0,0001). 86 von 89 der Anti-HLA-IgA-positiven Seren waren ebenfalls IgG-positiv. Wie erwartet hatten Patienten ohne Anti-HLA-Ak das längste Organüberleben (TtD 127 Monate). Patienten mit ausschließlich Anti-HLA-IgG zeigten im Vergleich dazu ein verringertes mittleres Organüberleben (TtD 116 Monate). Interessanterweise wurde ein signifikant verringertes Organüberleben bei IgA- und IgG-Ak doppelt positiven Patienten (TtD 88 Monate, p < 0,001) beobachtet. Nur 3 Patienten zeigten ausschließlich IgA-Ak, eine statistische Auswertung der TtD-Zeit ist hier nicht möglich. In einer früheren Studie mit 694 Patienten konnte bereits gezeigt werden, dass bei Patienten mit Anti-HLA-IgA-Ak, die spezifisch gegen das Spenderorgan gerichtet waren, das Organüberleben deutlich auf 76 Monate verringert war – wogegen Patienten mit nicht spenderspezifischen Anti-HLA-IgA-Ak im Median erst nach 82 Monaten wieder dialysepflichtig wurden. Die gleichzeitige Anwesenheit von Anti-HLA-IgA- und Anti-HLA-IgG-Ak im Serum von Patienten nach Nierentransplantation stellt eine hohe Risikoprognose für ein mögliches Organversagen dar. Dies zeigte sich in einer signifikant kürzeren Organüberlebenszeit verglichen mit transplantierten Patienten, bei denen lediglich Anti-HLA-IgG-Ak nachgewiesen wurden. Diese Daten deuten darauf hin, dass die – momentan nicht routinemäßig durchgeführte – Testung von Anti-HLA-IgA als neuer Parameter für eine bessere Risikostratifizierung sowohl vor als auch nach Nierentransplantation dienen könnte.

Abstract

IgA isotype antibodies (Ab) against human leukocyte antigens (HLA) recognize their target with high affinity as well as high avidity. Little is known about the influence of these IgA isotype Abs on organ graft survival after transplantation (Tx). For this study, sera from 276 kidney re-Tx candidates were selected who lost their transplanted organ in the past, and were listed on the waitlist of Erlangen/Nuremberg for a second Tx. The time to first dialysis after Tx (TtD), median, measured in months, was used as a precise endpoint marker for loss of graft function. IgG and IgA Abs were investigated using Luminex technology on generic (Luminex mixed test) and Ab specification (Luminex Single Antigen test) level. Of the 276 sera, 89 were tested positive for IgA and 243 for IgG Abs. Interestingly, within 86/89 sera, the presence of IgA Ab was significantly linked to the presence of IgG (p < 0.0001). As expected, stratification by IgA and IgG status revealed the longest median graft survival in IgA/IgG double negative patients (TtD 127 months). Patients tested positive exclusively for IgG Abs displayed intermediate graft survival (TtD 116 months) whereas, IgA/IgG double positive patients had a significantly reduced median graft survival compared to any other subgroup (TtD 88 months, p < 0.001). Only three patients showed exclusively IgA Abs and were not possible to analyze statistically. In our previous study with 694 patients, we showed, that the presence of donor specific IgA (IgA-DSA) Abs correlated with a significant worse outcome (TtD 76 months) compared to IgA positive patients without showing IgA-DSA (TtD 82 months). The presence of serum anti-HLA-IgA Abs in conjunction with IgG Abs marks a high risk subgroup in kidney Tx patients with a significantly reduced graft survival compared to patients displaying exclusively IgG Abs. This influence of IgA may indicate a novel functional contribution for improved risk stratification in the post and potentially pre transplantation monitoring.