Dialyse aktuell 2018; 22(07): 300
DOI: 10.1055/a-0637-4777
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Markus van der Giet
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Publication Date:
10 September 2018 (online)

in dieser Ausgabe der Zeitschrift Dialyse aktuell möchten wir uns wieder einmal mit dem Thema der Immunsuppression nach einer Nierentransplantation beschäftigen. Zu Recht kann man sich sicherlich fragen, ob es wirklich viel Neues zu berichten gibt. Tatsächlich sind die Studien mit neuen oder auch etablierten Immunsuppressiva bei Nierentransplantation leider sehr selten geworden. Begonnen hat die außerordentlich positive Entwicklung unseres Fachgebiets Anfang der 1970er-Jahre mit großen Fortschritten vor allem in den 1990er-Jahren. Heute befinden wir uns in einer Konsolidierungsphase mit leider wenig Innovationen und neuen Erkenntnissen, aber einer mittlerweile doch sehr gut beherrschbaren Immunsuppression im klinischen Alltag.

Daher möchten wir uns in diesem Heft nicht dem Standard widmen, sondern eher einigen, auf den ersten Blick vielleicht Randfragen, die uns aber im klinischen Alltag immer wieder beschäftigen. Im ersten Artikel gehen wir der Frage nach, wie man eigentlich mit der Immunsuppression nach einem Transplantatversagen umgeht. Wie lange soll man die Immunsuppression noch aufrecht erhalten, da man damit nicht selten auch infektiologische Risiken auf sich nehmen muss? Oder muss man die Immunsuppression schnell absetzen, was durchaus ein Risiko einer übermäßigen Immunisierung mit entsprechenden Problemen bei einer gegebenenfalls notwendigen erneuten Transplantation mit sich bringt. All dies sind keine einfachen Fragen. Sie sollen in dieser Schwerpunktausgabe entsprechend beantwortet werden. Vor allem aber wird beispielhaft der Handlungsablauf dargestellt, wie wir diesen in unserem Bereich entwickelt haben.

Welche Immunsuppression man beim Patienten über dem 65. Lebensjahr für eine Nierentransplantation benötigt, ist Thema des zweiten Beitrags. Gerade im höheren Alter sind infektiologische Probleme durchaus nicht unproblematisch und auch mit einer entsprechenden Morbidität und Mortalität assoziiert. Gibt es daher bestimmte weniger toxische immunsuppressive Medikamente bzw. auch günstigere Serumspiegel im Alter, die sich von einer jüngeren Bevölkerung in der Immunsuppression unterscheiden? Gibt es eine Immunseneszenz, weshalb die Immunsuppression bei älteren oder alten Patienten vielleicht gar nicht mehr notwendig ist? Oder ist aufgrund des höheren Lebensalters das Immunsystem aufgrund des langjährigen Trainings sogar sehr effizient und daher sogar als noch problematischer einzuschätzen?

Im dritten Artikel wollen wir klären, welche Bedeutung das Immunsystem für das Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen bei Transplantierten hat und wie die Immunsuppressiva das kardiovaskuläre Risiko der Patienten über ihre Effekte auf das Immunsystems negativ oder auch positiv beeinflussen. Es geht darum, die Besonderheiten des Immunsystems im Rahmen der Atherosklerose kennenzulernen.

Im Journal-Club stelle ich heute einen Artikel aus Arbeitsgruppe von Prof. Claudia Sommerer aus Heidelberg vor. Sie untersuchte mit ihrem Team, welchen Einfluss ein gezieltes Immunmonitoring mit dem Ziel der Anpassung der Cyclosporindosis auf die Pulswellengeschwindigkeit und die Nierenfunktion hat. In der Studie wird elegant gezeigt, dass man durch ein solches individuelles Immunmonitoring das kardiovaskuläre Risiko eines Patienten durchaus reduzieren kann.

Ich hoffe, dass wir Ihnen mit unserem Schwerpunkt „Immunsuppression nach der Nierentransplantation“ interessante Themen zusammengestellt haben und wünschen viel Vergnügen beim Lesen und Studieren.

Ihr Prof. Dr. Markus van der Giet, Berlin