Aktuelle Kardiologie 2018; 7(05): 351-356
DOI: 10.1055/a-0638-7421
Übersichtsarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychokardiologische Grundlagen: Wie schädigt Stress das Herz-Kreislauf-System?

Psychocardiological Basics: How Does Stress Damage the Cardiovascular System?
Stefanie Kuntz-Hehner
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
,
Peter Angerer
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
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Publication Date:
22 October 2018 (online)

Zusammenfassung

Akuter, wiederholter und chronischer Stress in verschiedenen Lebensbereichen erhöht das Risiko für die Entstehung, die klinische Erstmanifestation und eine ungünstige Prognose einer kardiovaskulären Erkrankung. Diese epidemiologisch auf breiter Basis nachgewiesenen Zusammenhänge lassen sich durch biologische Stressreaktionen, emotionale Reaktionen und Verhalten plausibel erklären. Aus physiologischen Stressreaktionen entstehen pathophysiologische Abläufe, die schließlich die Atherogenese fördern und klinische Ereignisse wie akute Koronarsyndrome, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen oder Schlaganfälle auslösen können. Dabei können sich stressinduzierte intermediäre Erkrankungen wie Depressionen, arterielle Hypertonie oder Diabetes mellitus ihrerseits langfristig auf weitere kardiovaskuläre Krankheitsmanifestationen auswirken. Das Verständnis dieser pathophysiologischen Wege bietet somit Ansatzpunkte für gezielte Interventionen.

Abstract

Acute, recurrent and chronic stress in various areas of life increases the risk of development, clinical onset, and poor prognosis of cardiovascular disease. These epidemiologically broadly proven relationships can be plausibly explained by biological stress reactions, emotional reactions and behavior. Physiological stress reactions lead to pathophysiological processes that can ultimately promote atherogenesis and trigger clinical events such as acute coronary syndromes, heart failure, cardiac arrhythmias or strokes. Stress-induced intermediary diseases such as depression, arterial hypertension or diabetes mellitus can in turn have long-term effects on further cardiovascular disease manifestations. Understanding these pathophysiological approaches thus provides starting points for targeted interventions.

Was ist wichtig?
  • Stress in verschiedenen Lebensbereichen ist ein Risikofaktor für das Entstehen, die Manifestation und den Verlauf kardiovaskulärer Erkrankungen.

  • Die Zusammenhänge lassen sich zum Teil aus den akuten biologischen Stressreaktionen ableiten, welche das autonome Nervensystem, die Hypothalamus-Hypophysen-
    Nebennierenrinden-Achse, das Gerinnungssystem und das Immunsystem betreffen.

  • Die stressvermittelte Begünstigung eines ungesunden Lebensstils und Förderung intermediärer Erkrankungen, die ihrerseits starke kardiovaskuläre Risikofaktoren darstellen, können Teile der Wirkung von Stress auf die Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen erklären.