Diabetes aktuell 2018; 16(04): 164-167
DOI: 10.1055/a-0647-5424
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Saxagliptin: Risiko für Myokardinfarkte scheint nicht erhöht

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Publication Date:
17 July 2018 (online)

Toh S et al. Prospective Postmarketing Surveillance of Acute Myocardial Infarction in New Users of Saxagliptin: A Population-Based Study. Diabetes Care 2018; 41: 39–48

Saxagliptin gehört zu den Dipeptidyl-Peptidase-4-Inhibitoren und ist zur Behandlung des Diabetes Typ 2 bei Erwachsenen zugelassen. Dabei sind mögliche kardiovaskuläre Risiken des Medikaments aber weiter unklar, auch SAVOR-TIMI 53 (Saxagliptin Assessment of Vascular Outcomes Recorded in Patients With Diabetes Mellitus –Thrombolysis in Myocardial Infarction) hat die Frage nicht endgültig klären können.

Mediziner aus den USA haben nun das Risiko für Myokardinfarkte unter der Therapie in einer populationsbasierten Kohorte untersucht und dazu die Mini-Sentinel-Initiative der US-amerikanischen Medikamentenzulassungsbehörde herangezogen: Mini Sentinel soll mithilfe der Datenbanken von 18 Partnern, im Wesentlichen nationale und regionale Krankenversicherer, die Sicherheit von Arzneimitteln auch nach deren Zulassung weiter überwachen.

Für die jetzige Auswertung identifizierten Sengwee Toh und Kollegen im Mini-Sentinel-Netzwerk erwachsene Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2, die zwischen August 2009 (damals erfolgte die Zulassung von Saxagliptin in den USA) und 2014 Saxagliptin erstmals erhalten hatten. Anschließend ermittelten sie die Häufigkeit von nach Therapiebeginn aufgetretenen Myokardinfarkten und verglichen sie mit der unter Vergleichssubstanzen, die ebenfalls jeweils zum 1. Mal verabreicht wurden. Dabei erfolgten insgesamt 4 Vergleiche:

  • Saxagliptin mit Sitagliptin,

  • Saxagliptin mit Pioglitazon,

  • Saxagliptin mit Sulfonylharnstoffen der 2. Generation und

  • Saxagliptin mit lang wirksamen Insulinen.

Die Wissenschaftler führten dabei über die Zeit 7 aufeinanderfolgende Analysen durch und korrigierten mit 2 verschiedenen Methoden für Störvariable (Propensity Score Matching und Stratifizierung anhand des Disease Risk Score), die demografische Faktoren, Anamnese, kardiovaskuläre Risikofaktoren und sonstige antihyperglykämische Therapien berücksichtigten.

Daten von mehr als 82 000 Patienten mit erstmaliger Verordnung von Saxagliptin gingen in die Auswertung ein. Bis zum Ende der jeweiligen Nachbeobachtungszeiten von im Median 8 Monaten für Saxagliptin und tendenziell kürzeren Zeiträumen für die Komparatoren kam es unter Saxagliptin in den 4 Vergleichen zu 3,2–4,0 Myokardinfarkten/1000 Personenjahre. Die entsprechenden Werte betrugen 4,3/1000 Personenjahre für Sitagliptin, 3,7/1000 Personenjahre für Pioglitazon, 6,2/1000 Personenjahre für Sulfonylharnstoffe der 2. Generation und 8,5/1000 Personenjahre für lang wirksame Insuline. Im Wesentlichen fand sich bei keinem Vergleich ein signifikant erhöhtes Myokardinfarktrisiko unter Behandlung mit Saxagliptin.

Ausnahme war eine Interimsanalyse, die gegenüber Pioglitazon eine Hazard Ratio (HR) von 1,63 ergab, allerdings verschwand dieser Unterschied in den Folge-analysen. Ansonsten lag die HR unter den beiden statistischen Korrekturmodellen je nach Vergleich zwischen 0,54und 1,17. Diese Aussage galt auch relativ unverändert, wenn die Patientennachvorbestehender kardiovaskulärer Erkrankung (ja/nein) stratifiziert wurden.

FAZIT

Nach diesen Daten scheint das Risiko für einen Myokardinfarkt in den ersten Monaten einer Saxagliptin-Therapie im Vergleich zu den hier verwendeten Komparatorsubstanzen nicht erhöht, meinen die Autoren. Zur Einschätzung eines eventuell geringeren Risikos sind die Vergleiche allerdings nicht geeignet. Als einschränkend gelten die sehr kurze Nachbeobachtungszeit und die fehlende Adjustierung für Dauer und Schwere des Diabetes.

Dr. Elke Ruchalla, Bad Dürrheim