physiopraxis 2018; 16(11/12): 16-20
DOI: 10.1055/a-0656-8605
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Internationale Studienergebnisse


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Publication Date:
23 November 2018 (online)

Axilladissektion bei Brustkrebs – Manuelle Lymphdrainage beugt Lymphödem nicht vor

Belgische Forscher wollten in einer Studie herausfinden, wie sich manuelle Lymphdrainage (MLD) auf die Entstehung eines Lymphödems auswirkt. Dazu rekrutierten sie 160 Patientinnen, die sich einer unilateralen Axilladissektion wegen Brustkrebs unterzogen hatten.

Die Interventionsgruppe erhielt über 6 Monate Richtlinien zur Prävention von Lymphödemen, Bewegungstherapie sowie MLD. Die Kontrollgruppe bekam in dieser Zeit ebenfalls Richtlinien und Bewegungstherapie, jedoch keine MLD.

Als primären Parameter legten die Forscher die kumulative Inzidenz von Armlymphödemen fest, die sie auf vier Arten definierten:

  • ≥ 200 ml Zunahme der Armvolumendifferenz gegenüber dem präoperativen Wert

  • ≥ 2 cm Zunahme der Armumfangdifferenz an zwei benachbarten Messstellen im Vergleich zum präoperativen Wert

  • ≥ 5 % Zunahme der Armvolumendifferenz gegenüber dem präoperativen Wert

  • ≥ 10 % Zunahme der Armvolumendifferenz gegenüber dem präoperativen Wert

Sekundäre Parameter waren die Prävalenz von Lymphödemen, die Veränderung der Armvolumendifferenz, die Schulterbeweglichkeit, die Lebensqualität sowie die Funktion.

Das Ergebnis: Die Inzidenzraten waren bei allen Folgemessungen nach 6, 12, 24 und 60 Monaten zwischen Interventions- und Kontrollgruppe vergleichbar. 60 Monate nach der Operation betrug die kumulative Inzidenzrate in der Interventionsgruppe für die ≥ 200 ml-Definition 35 % gegenüber 29 % in der Kontrollgruppe (p = 0,45), für die ≥ 2 cm-Definition 35 % gegenüber 38 % (p = 0,73), für die ≥ 5 %-Definition 68 % gegenüber 53 % (p = 0,08) und für die ≥ 10 %-Definition 28 % gegenüber 24 % (p = 0,57). Die sekundären Ergebnisse waren an den meisten Bewertungspunkten zwischen den Gruppen vergleichbar.

Als Fazit ziehen die Wissenschaftler, dass MLD kurz- und langfristig wahrscheinlich keine präventive Wirkung auf die Entwicklung von brustkrebsassoziierten Lymphödemen hat.

PMS

J Physiother 2018; 64: 245–254