Z Orthop Unfall 2019; 157(02): 183-187
DOI: 10.1055/a-0658-1753
Original Article/Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Einfluss des OP-Zeitpunktes bei Sprunggelenkfrakturen auf das Komplikationsrisiko und die Verweildauer – eine multivariate Analyse

Article in several languages: English | deutsch
Rene Burchard
1   Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Kreisklinikum Siegen gGmbH
2   Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Witten
,
Karacan Hamidy
1   Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Kreisklinikum Siegen gGmbH
,
Anke Pahlkötter
1   Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Kreisklinikum Siegen gGmbH
,
Christian Soost
3   Statistik und Ökonometrie, Universität Siegen
,
Michael Palm
1   Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Kreisklinikum Siegen gGmbH
,
Jan Adriaan Graw
4   Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin
,
Bertil Bouillon
5   Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sporttraumatologie, Klinikum Köln-Merheim, Kliniken der Stadt Köln gGmbH
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Publication History

Publication Date:
24 August 2018 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Mit einer Inzidenz von 9/1000 pro Jahr ist die Malleolarfraktur des oberen Sprunggelenkes eine der häufigsten Frakturen des menschlichen Skeletts. Häufig stellt sich die Frage, ob der Zeitpunkt einer operativen Maßnahme Einfluss auf die Komplikationsrate oder die Krankenhausverweildauer ausübt oder ob andere Patientencharakteristika oder Komorbiditäten darauf Einfluss nehmen.

Material und Methoden Aufgrund der bisher sehr heterogenen Datenlage im Hinblick auf den optimalen Operationszeitpunkt bei Malleolarfrakturen erfolgte in der vorliegenden Arbeit eine multivariate Regressionsanalyse im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie (n = 421).

Ergebnisse In der multivariaten Regressionsanalyse zeigten sich keine Vorteile einer primären operativen Versorgung innerhalb von 6 Stunden gegenüber der sekundären Therapie nach ca. 1 Woche im Hinblick auf die lokale postoperative Komplikationsrate oder die Krankenhausverweildauer. Ein höheres Patientenalter bzw. ein begleitender Weichteilschaden höheren Grades waren mit einer verlängerten Krankenhausverweildauer assoziiert.

Schlussfolgerung Diese aktuelle Auswertung eines 5-Jahres-Zeitraums zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer schwerwiegenden lokalen Komplikation nach operativer Versorgung einer Malleolarfraktur weder vom OP-Zeitpunkt noch von weiteren Kovariablen wie dem Alter oder von Komorbiditäten des Patienten beeinflusst wird. Die Empfehlung der primären Versorgung innerhalb von 6 – 8 Stunden entsprechend der aktuellen S2-Leitlinie „Sprunggelenkfraktur“ sollte nach den Ergebnissen der vorliegenden Studie in einer prospektiv randomisierten Untersuchung reevaluiert werden.