Dtsch Med Wochenschr 2018; 143(17): 1213
DOI: 10.1055/a-0662-9447
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erkrankungen der Nebenniere – Eine diagnostische und therapeutische Herausforderung

Adrenal Disorders – A Diagnostic and Therapeutic Challenge
Hendrik Lehnert
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Publication Date:
22 August 2018 (online)

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Prof. Dr. Dr. h. c. Hendrik Lehnert

Dieses DMW-Dossier widmet sich dem wichtigen Thema der Nebennierenerkrankungen, die unverändert aus diagnostischer und therapeutischer Sicht eine große Herausforderung an klinisches Urteilsvermögen und Entscheidungsfindung darstellen.

In den vergangenen Jahren sind – auch unter wesentlicher deutscher Beteiligung – internationale Leitlinien zu den Inzidentalomen der Nebenniere, zum primären Hyperaldosteronismus, zum Phäochromozytom/ Paragangliom und zur Nebenniereninsuffizienz erschienen. Die dort formulierten Empfehlungen werden auch in den Artikeln dieses Dossiers umfassend berücksichtigt.

Beim sogenannten Inzidentalom, also dem Nebennierentumor, der zufällig in einer aus anderer Indikation durchgeführten Bildgebung detektiert wurde, gibt es klare Empfehlungen hinsichtlich des diagnostischen Vorgehens. Inzidentalome sind nicht nur häufige „Nebenbefunde“ mit einer Prävalenz von drei bis fünf Prozent im Erwachsenenalter, sondern stellen auch einen genuinen Risikofaktor für z. B. die Entwicklung metabolischer Störungen dar.

Ganz wesentlich bei der Abklärung eines Nebennierentumors sind die folgenden Fragen:

  • Ist der Tumor benigne oder maligne?

  • Ist er hormonaktiv und symptomatisch?

  • Besteht eine hiermit assoziierte familiäre Erkrankung?

  • Besteht eine Operationsindikation?

Diesen wesentlichen Themen und Fragestellungen widmen sich die Artikel von Willenberg und Kupfer (Rationelles Screening bei Nebennierentumoren) und Fendrich und Knecht (Minimal-invasive Operation von Nebennierentumoren). Sehr kundig und dezidiert wird die klinische, endokrine und bildgebende Diagnostik dargestellt und darauf hingewiesen, dass auch subtilste klinische Veränderungen berücksichtigt werden müssen. Die Indikationen und Kontraindikationen zur minimal-invasiven Adrenalektomie werden genau vor dem Hintergrund der eben oben geschilderten Fragen, nämlich Abklärung der Malignität und Hormonaktivität, ausgeführt. Überzeugend wird dargestellt, dass die minimal-invasiven Verfahren wesentliche Vorteile für den Patienten besitzen und grundsätzlich auch in spezialisierten Zentren durchgeführt werden sollten.

In dem Artikel von Habeck und Lehnert zur Diagnostik und Therapie der Nebenniereninsuffizienz wird umfassend die Differenzialdiagnostik der primären sowie sekundären und tertiären Nebennierenrindeninsuffizienz dargestellt und auch darauf hingewiesen, dass Elektrolytstörungen bei der Nebennierenrindeninsuffizienz nicht nur häufig, sondern auch mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität assoziiert sind. Dies gilt im Besonderen für die Hyponatriämie, die insbesondere bei einer sekundären Nebennierenrindeninsuffizienz für diese auch diagnostisch wegweisend ist.

Erhebliche wesentliche Neuerungen gibt es hinsichtlich der Glukokortikoidsubstitution mit Therapieansätzen, die noch physiologischer als bislang die endogene Glukokortikoidsekretion simulieren. Auf diesem Gebiet werden noch spannende Fortschritte zu erwarten sein.

Mit diesen Artikeln in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift hoffen wir, den Leser für die Komplexität des Themas Nebennierenerkrankungen zu begeistern und wünschen viel Freude und Informationsgewinn bei der Lektüre.