Transfusionsmedizin 2018; 8(04): 204-205
DOI: 10.1055/a-0663-8523
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nicht nur die eigene Würde ist unantastbar: kein Recht auf Gleichgültigkeit gegenüber der existenziellen Bedrohung anderer

Rainer Blasczyk
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Publication Date:
15 November 2018 (online)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

auch wenn die Organtransplantation eine lebensrettende Therapiemaßnahme darstellt, rettet sie nirgendwo in Europa so wenig Leben wie in Deutschland. Das Warten auf ein Organ gerät für Patientinnen und Patienten in Deutschland zur tödlichen Falle. Im Durchschnitt sterben täglich 2,5 Menschen auf der Warteliste, weil das lebensrettende Organ fehlt. Die Mortalitätsraten auf den Wartelisten für Leber und Lunge, für die es im Gegensatz zur Dialysetherapie bei Niereninsuffizienz keine Organersatztherapie gibt, sind im Vergleich zu anderen Eurotransplant-Ländern sogar mehr als doppelt so hoch. Hinzu kommt, dass insbesondere bei der Lebertransplantation auch die Überlebensraten der transplantierten Empfänger niedriger sind als im europäischen Ausland, da die Organknappheit bedingt, dass jeweils nur die Schwerstkranken mit den schlechtesten Prognosen transplantiert werden können (Dringlichkeits- vs. Erfolgsaussichtskonflikt).