retten! 2019; 8(03): 172-178
DOI: 10.1055/a-0667-4747
Fit für den Notfallsanitäter
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Immobilisation bei Schädel-Hirn-Trauma – Das sollten Sie wissen für die Ergänzungsprüfung

Rico Kuhnke
,
Thomas Ahne
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Publication Date:
03 July 2019 (online)

retten! macht Sie fit für den Notfallsanitäter: In jeder Ausgabe erarbeiten wir anhand eines Fallbeispiels einen interessanten Einsatz algorithmenkonform auf. Anhand von exemplarischen Fragen zu erweiterten Notfallmaßnahmen, Kommunikation und Rahmenbedingungen können Sie sich auf die Ergänzungsprüfung vorbereiten – egal, in welchem Bundesland Sie arbeiten.

KOMMENTAR

von PD Dr. Dr. Michael Kreinest, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, BG Klinik Ludwigshafen

Die Immobilisation von Traumapatienten ist eine Standardmaßnahme in der deutschen Notfallmedizin. In den vergangenen Jahren konnten Studien zeigen, dass auch die Anlage von Zervikalorthesen oder die Ganzkörperimmobilisation nicht frei von Nebenwirkungen ist. Die Indikation zur Immobilisation muss also differenziert gestellt werden. Traditionell erfolgte dies anhand einschlägiger Entscheidungshilfen wie der Canadian C-Spine Rule oder der NEXUS-Kriterien. Beim schwerverletzten Patienten können die beiden genannten Entscheidungsregeln aber nicht uneingeschränkt angewendet werden. Auch berücksichtigen sie nicht den aktuellen Patientenzustand. Eine Alternative kann das E.M.S. IMMO Protocol sein.

Im beschriebenen Fall steht das D-Problem (schweres SHT) im Vordergrund. Angesichts der erhobenen Vitalparameter ist es nämlich unwahrscheinlich, dass die beschriebene Vigilanzminderung auf einen Volumenmangelschock zurückzuführen ist. Das Team wendet das E.M.S. IMMO Protocol korrekt an und entscheidet sich für die Immobilisation der Wirbelsäule in der Vakuummatratze mit 30°-Oberkörperhochlagerung und ohne Zervikalorthese. So wird das Risiko einer iatrogenen Hirndrucksteigerung reduziert. Gleichwohl kann aber die Halswirbelsäule (in der Vakuummatratze) immobilisiert werden, da ein SHT häufig mit einer Verletzung der Halswirbelsäule einhergeht.

Das E.M.S. IMMO Protocol berücksichtigt den aktuellen Patientenzustand anhand des ABCDE-Schemas und empfiehlt in Abhängigkeit davon eine passende Immobilisationsmethode. Zuletzt kann es natürlich auch beim detaillierten Ausschluss einer Immobilisationsindikation helfen. Dazu sind eine detaillierte Anweisung zum Abfragen von Risikofaktoren (7S) und eine Anweisung zur körperlichen Untersuchung der Halswirbelsäule integriert.