Aktuelle Dermatologie 2018; 44(12): 536-537
DOI: 10.1055/a-0668-9331
Interview
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Wissenschaftlich tätig zu sein, empfinde ich als großes Geschenk“

Interview mit Prof. Dr. Alexander Enk
Further Information

Publication History

Publication Date:
05 December 2018 (online)

Zur Person
Zoom Image

Prof. Dr. med. Alexander Enk, Jahrgang 1963. 1982 – 1988 Medizinische Fakultät der Westf. Wilhelms-Universität Münster. 1988 Promotion. 1990 Approbation. 1990 – 1993 Postdoc an den NIH. 1995 Habilitation. 1994 – 2003 Oberarzt an der Universitäts-Hautklinik Mainz. Seit 2004 Ärztlicher Direktor der Universitäts-Hautklinik Heidelberg. Schwerpunkte: Immundermatologie, Dermato-Onkologie, Autoimmunerkrankungen der Haut.

Das Interview mit Prof. Dr. Alexander Enk, Ärztlicher Direktor der Universitäts-Hautklinik Heidelberg, hat Prof. Dr. Christiane Bayerl geführt.

Warum haben Sie die Dermatologie als Fachgebiet gewählt?

Wie so häufig, sind es Zufälle, die unter anderem auch die Berufswahl beeinflussen. Ursprünglich wollte ich eigentlich Internist mit Fachbezeichnung „Rheumatologie“ werden. Allerdings hatte ich mich als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes frühzeitig im Studium nach einer anspruchsvollen experimentellen Doktorarbeit umgeschaut. Wie der Zufall es wollte, war der Ehemann von Frau Prof. Bröcker (der späteren Chefin der Hautklinik Würzburg) damals Vertrauensdozent der Studienstiftung für einen meiner besten Freunde. Frau Prof. Bröcker gab diesem Freund den Tipp, doch einmal bei Prof. Knop in der Hautklinik Münster nach experimentellen Doktorarbeiten zu fragen. Durch diese Empfehlung neugierig geworden, stellten wir uns kurz darauf bei Prof. Knop vor. Er ließ uns zunächst zappeln, bevor er überzeugt war, dass wir tatsächlich an einer aufwändigen Doktorarbeit Interesse hatten. Daraufhin bekam ich eine sehr aufwändig immunologisch gestaltete Doktorarbeit mit dem Titel „Interferon-γ-Produktion von epidermalen Anhangszellen nach Stimulation mit Kontaktallergenen“, die ich mit „summa cum laude“ abschloss. Diese zwei Jahre, die ich fast durchgehend im Labor der Universitäts-Hautklinik Münster zubrachte, haben schließlich meine Entscheidung gefestigt, Dermatologe zu werden. Da Prof. Knop kurze Zeit darauf als Chef an die Universitäts-Hautklinik Mainz berufen wurde, ging ich als einer der ersten Ärzte im Praktikum dorthin, um meinen Facharzt zu erwerben. Parallel dazu hat mich die wissenschaftliche Dermatologie nie losgelassen, sodass ich immer Teile meiner Arbeitszeit im Labor verbrachte und schließlich mit einem Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft für zweieinhalb Jahre als Postdoc nach Amerika ins Labor von Prof. Steven Katz ging. Nach der Rückkehr aus Amerika schloss ich meinen Facharzt ab, wurde Oberarzt und schließlich an die Universitäts-Hautklinik nach Heidelberg als Ordinarius berufen.

Sind Sie mit Ihrer Wahl zufrieden und warum?

Ich habe die (bei mir eher zufällige) Wahl, Dermatologe zu werden, niemals bereut. Gerade in der wissenschaftlichen Dermatologie an einer Universitäts-Klinik stellt sich das Fach ausgesprochen facettenreich dar. Neben der Vielfalt der klinischen Dermatologie mit Dermatoonkologie, Dermatohistologie, der operativen Dermatologie und vielem mehr bietet sich die Möglichkeit, wissenschaftlich tätig zu sein. Dies empfinde ich bis heute als das größte Geschenk, denn nichts wäre schlimmer für mich, als in einer Routinetätigkeit jeden Tag die gleichen Dinge erledigen zu müssen.

Sie haben in Ihrer Karriere viel erreicht. Worauf sind Sie besonders stolz?

Als Krönung meiner Karriere habe ich auf jeden Fall die Etablierung meines eigenen Sonderforschungsbereichs (SFB) gemeinsam mit den Kliniken in Tübingen (Prof. Roecken) und Mainz (Prof. Grabbe) als Transregio-SFB empfunden. Seit der Beendigung meines Postdocs an den National Institutes of Health (NIH) wollte ich das kutane Immunsystem in seiner Komplexität studieren. Dies geht natürlich nicht allein und vor allen Dingen auch nicht an einem Standort allein. Daher war ich besonders stolz, dass ich mit meinen beiden Amtsbrüdern in Tübingen und Mainz ein schlagkräftiges Team gefunden hatte, mit dem wir schließlich den nunmehr geförderten SFB „Die Haut als Sensor und Effektororgan für kutane und systemische Immunreaktionen“ begründen konnten. Neben diesem SFB sind es aber auch die Präsidentschaften der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, der European Society for Dermatological Research und der Tagung der International Investigative Dermatology im Jahr 2013, an die ich besonders gern zurückdenke und auch etwas stolz bin.

Von wem haben Sie besonders viel gelernt?

Meine beiden Mentoren waren sicherlich Prof. Jürgen Knop und Prof. Steven Katz, der Direktor der Dermatology Branch der NIH. Beide haben mir neben meiner klinischen Ausbildung vor allem die Freude an der wissenschaftlichen Dermatologie vermittelt und mich auf ihre menschliche Art immer wieder fasziniert und begeistert. Von diesen beiden Persönlichkeiten konnte man lernen, dass erfolgreiche Menschen durchaus auch nett sein können. Daneben hatten aber auch viele andere Persönlichkeiten, wie z. B. Prof. Egon Macher und Prof. Georg Stingl, maßgeblichen Einfluss auf meinen Werdegang.

Von wem haben Sie besonders viel gelernt?

Von meinem klinischen und wissenschaftlichen Lehrer Prof. Dr. Otto Paul Hornstein, mein ehemaliger Chef an der Hautklinik in Erlangen.

Was raten Sie jungen Kollegen?

Ich würde Ihnen raten, niemals den Spaß an der beruflichen Tätigkeit als Dermatologe zu verlieren. Der Spaßfaktor liegt dabei von Person zu Person sicherlich in unterschiedlichen Bereichen, der eine ist mehr klinisch aufgestellt, der andere eher wissenschaftlich. Es ist sehr wichtig, dass man als junger Mensch frühzeitig erkundet, in welchem Bereich man den größten Wohlfühlfaktor empfindet. Sobald man diesen Status erreicht hat, ist man gegen alle Anfechtungen des beruflichen Daseins gefeit.

Was machen Sie nach Feierabend als Erstes?

Wenn es mir möglich ist, treibe ich gerne Sport, da die Freude an der Bewegung mich seit der Schulzeit nicht verlassen hat.

Korrespondenzadresse
Prof. Dr. med. Alexander Enk
Universitätsklinikum Heidelberg
Universitäts-Hautklinik
Im Neuenheimer Feld 440
69120 Heidelberg
alexander.enk@med.uni-heidelberg.de