CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(12): 1212-1216
DOI: 10.1055/a-0669-1480
GebFra Science
Statement/Stellungnahme
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stellungnahme der OEGGG mit Literaturübersicht zum Geburtsmodus von Frühgeborenen an der Grenze der Lebensfähigkeit

Article in several languages: English | deutsch
Thorsten Fischer
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Paracelsus Medizinischen Universität Salzburg, Salzburg, Austria
,
Manfred Mörtl
2   Frauenklinik des Klinikums Klagenfurt, Klagenfurt am Wörthersee, Austria
,
Philipp Reif
3   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
,
Herbert Kiss
4   Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Vienna, Austria
,
Uwe Lang
3   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
,
for the Austrian Society for Gynaecology and Obstetrics (OEGGG) › Author Affiliations
Further Information

Publication History

received 16 May 2018
revised 02 August 2018

accepted 03 August 2018

Publication Date:
14 December 2018 (online)

Zusammenfassung

Im Jahr 2017 hat die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) eine Leitlinie zur Erstversorgung von Frühgeborenen an der Grenze der Lebensfähigkeit veröffentlicht. In dieser Leitlinie wurde empfohlen, im Bereich der frühen Frühgeburt (22 + 0 – 24 + 6 SSW) aufgrund eines vermeintlich geringeren perinatalen Hirnblutungsrisikos als Entbindungsmodus eine Sectio caesarea zu präferieren. Im Gegensatz dazu ist die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) der Ansicht, dass es für diese Empfehlung keine klinische und wissenschaftliche Grundlage gibt und der Entbindungsmodus im Bereich der frühen Frühgeburtlichkeit der individuellen maternalen und fetalen klinischen Situation angepasst werden muss. Die internationale Datenlage der meist retrospektiven Untersuchungen zeigt heterogene Ergebnisse zu der Fragestellung des Entbindungsmodus. Prospektive und randomisierte Daten liegen nur unzureichend vor. Eine Cochrane-Analyse zeigt keinen Vorteil zugunsten der Schnittentbindung. Die deutschsprachigen Leitlinien (AWMF und Schweiz) kommen zu analogen Empfehlungen, den Entbindungsmodus im Bereich der frühen Frühgeburt individuell der jeweiligen klinischen Situation anzupassen. Die OEGGG empfiehlt deshalb im Bereich der frühen Frühgeburtlichkeit bei Einlingen in Schädellage ein individuelles Entbindungsmanagement, das die maternale und fetale klinische Situation berücksichtigt und auch eine Vaginalgeburt als Geburtsmodus in den klinischen Entscheidungsprozess einschließt.