Anamnese
An einem Tag Ende August erging über das Maritime Rescue Coordination Center (MRCC)
der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Bremen um 15:45
Uhr folgende Meldung an einen Seenotrettungskreuzer: „Verdacht auf Unterschenkelfraktur
an Bord eines Frachtschiffs“. Aufgrund der präzisen Notfallmeldung erfolgte durch
den Vormann (seemännische Bezeichnung für den Kapitän eines Rettungskreuzers) vor
dem Auslaufen die Anforderung eines Notarztes, sodass der Seenotrettungskreuzer um
16:00 Uhr ablegte und in Richtung des Frachtschiffs auslief. Der Einsatzort befand
sich im Bereich der Elbmündung circa 16 sm (1 Seemeile/sm = 1,852 km) entfernt. Bei
bedecktem Himmel wehte der Wind mit 5 Windstärken (ca. 30–40 km/h) aus einer nordwestlichen
Richtung, die Seegangshöhe betrug 1–1,5 m. Durch die Gegenströmung des auflaufenden
Wassers verlängerte sich die Anfahrtszeit, sodass der Seenotrettungskreuzer um 17:08
Uhr längsseits zum Frachtschiff gehen konnte ([Abb. 1]).
Abb. 1 Anlaufen an das Frachtschiff.
Quelle: Dr. Jens Kohfahl
Bereits auf der Anfahrt konnte durch direkten UKW-Sprechfunkkontakt mit dem Kapitän
des Schiffes in Erfahrung gebracht werden, dass der Lotse beim Übersteigen auf dem
nassen Deck ausgerutscht sei und sich dabei vermutlich den Unterschenkel gebrochen
habe. Aufgrund der starken Schmerzen konnte man ihn nicht bewegen. Er würde deshalb
noch an Deck liegen und man habe ihn mit einer Decke zugedeckt.