Z Orthop Unfall 2019; 157(03): 263-269
DOI: 10.1055/a-0715-2332
Original Article/Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Klassische Massage und Akupunktur bei chronischem Rückenschmerz – randomisierte Nichtunterlegenheitsstudie

Article in several languages: English | deutsch
Erika Klassen
1   Neurologie, Evangelisches Krankenhaus Alsterdorf, Hamburg
,
Karl-Ruediger Wiebelitz
2   Kinder- und Jugendmedizin, Kreiskrankenhaus Prignitz gemeinnützige GmbH, Perleberg
,
André-Michael Beer
3   Naturheilkunde, Betriebsstätte Klinik Blankenstein, Hattingen
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Publication History

Publication Date:
15 October 2018 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Es besteht derzeit ein Bedarf an wissenschaftlichen Nachweisen zur Wirksamkeit der klassischen Massagetherapie bei chronischen, unspezifischen Rückenschmerzen in der Verbesserung der Funktionseinschränkung und der Schmerzminderung im Langzeiteffekt. Laut den nationalen Versorgungsleitlinien darf die klassische Massage bei nicht spezifischen Kreuzschmerzen nur in Kombination mit Bewegungstherapie und einem Eigenanteil der Vergütung verordnet werden. Die Akupunktur hingegen wird in den Leitlinien als eigenständige Therapie bei chronischen Rückenschmerzen anerkannt und von den Krankenkassen vergütet. In der Naturheilkundeklinik der Klinik Blankenstein in Hattingen wird die klassische Massagetherapie bei Patienten mit Rückenschmerzen subjektiv erfolgreich eingesetzt. Es stellt sich daher die Frage, ob die klassische Massagetherapie der Akupunktur, angelehnt an die Therapie der GERAC-Studie, nicht unterlegen ist. Um die Behandlungserfolge der Klinik Blankenstein zu objektivieren, wurde eine randomisiert kontrollierte Nichtunterlegenheitsstudie durchgeführt.

Methoden Bei stationären Patientinnen mit chronischen Rückenschmerzen wurde die Wirksamkeit der klassischen Massagetherapie (KMT, n = 66) mit der Akupunkturtherapie (AKU, n = 66) verglichen. Primäres Zielkriterium war die Nichtunterlegenheit der klassischen Massage gegenüber der Akupunkturbehandlung in Bezug auf die Funktionseinschränkung im Alltag mithilfe des Hannover-Funktionsfragebogens (HFAQ) und der Reduktion der Schmerzintensität (Von-Korff-Fragebogen) beim Follow-up nach 1 Monat.

Ergebnisse In der Per-Protocol-Analyse im Zeitraum zwischen Aufnahme in die Studie und Follow-up ist die Responder-Rate der KMT mit 56,5% kleiner als die Responder-Rate der AKU mit 62,5% (Δ = − 6%; KIΔ: − 23,5 bis + 11,4%) und der AKU somit tendenziell unterlegen.

Schlussfolgerungen Die Ergebnisse zeigen, dass die klassische Massagetherapie der Akupunkturtherapie in der Zeitspanne von Aufnahme bis Follow-up nicht signifikant unterlegen ist. Im Rahmen des festgelegten Irrelevanzbereichs lässt sich die Nichtunterlegenheit der KMT gegenüber der AKU nicht beweisen.