PPH 2018; 24(06): 310
DOI: 10.1055/a-0715-7243
Rund um die Psychiatrie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Für Sie gelesen: Aktuelle Studien: Konishi C, Hymel S, Danbrook MC, Wong TKY. Changes in Bullying in Relation to Friends, Competitiveness, and Self-Worth. Canadian Journal of School Psychology 2018; 1–15; DOI: 10.1177/0829573518765519

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Publication Date:
29 November 2018 (online)

Hintergrund: Für junge Menschen hat die Schule neben dem Bildungsauftrag auch die Funktion, Freundschaften zu schließen. Doch im schulischen Kontext werden auch individuelle Leistungen und Fähigkeiten verglichen. Forschungsergebnisse und Sozialberichte zeigen auf, dass das Phänomen Mobbing weit verbreitet unter Schülern ist. Die vorliegende Studie untersucht in einem schulbezogenen Kontext den Wandel des Mobbingverhaltens von Schülern sowie das Ausmaß der Veränderungen bezüglich der Variablen „Anzahl der Freunde an und außerhalb der Schule“, „Leistungsvergleich“ und „Selbstwertgefühl“. Der Fokus liegt darauf, wie Veränderungen von Schülern im Zeitverlauf zusammenhängen hinsichtlich der Zunahme oder dem Rückgang von Mobbingerfahrungen.

Methode: An der Studie nahmen insgesamt 227 Schüler im Alter von 10 bis 13 Jahren (M = 11,15 Jahre) an zwei Grundschulen im Südwesten Kanadas teil. Die Datenerhebung fand über einen Zeitraum von fünf Monaten innerhalb eines Schuljahres statt. An zwei Zeitpunkten wurden Daten erhoben. Hierfür beantworteten die Schüler zunächst Fragen zur Demografie. Dann schrieben sie Selbstberichte über Mobbingerfahrungen, die Anzahl von Freunden in und außerhalb der Schule, zum Leistungsvergleich sowie zum Selbstwertgefühl. Der Leistungsvergleich wurde mit einer von Taki (2006) entwickelten Drei-Punkte-Skala bewertet. Die Einschätzung des Selbstwertgefühls fand mit der Self-Worth Subscale des Self-Description Questionnaire (Marsh, 1985, 1987) statt. Das Mobbingverhalten wurde mit einer Skala anhand folgender Punkte bewertet: physisches, verbales, soziales beziehungsweise relationales Mobbing sowie Cyber- beziehungsweise elektronisches Mobbing.

Ergebnis: Die Ergebnisse der multiplen Regressionsanalyse beweisen, dass Veränderungen in der „Anzahl der Freunde“, im „Leistungsvergleich“ und „Selbstvertrauen“ mit Veränderungen des berichteten Mobbingverhaltens einhergehen. Um Veränderungen im Mobbingverhalten abzuschätzen, ist insbesondere die eigene Wahrnehmung des Schülers über seinen Selbstwert wichtig, denn dieser ist mit dem Rückgang des Mobbingverhaltens verbunden. Die Empfehlung für Pädagogen und Sozialarbeiter ist deshalb, die auf dem Leistungsvergleich basierende Atmosphäre zu verringern sowie Teamgeist und Freundschaften zu fördern, um damit das Selbstwertgefühl der Schüler steigern.

Fazit: Das Selbstwertgefühl von Schüler sollte mit der Unterstützung von Pädagogen und Schulsozialarbeitern gesteigert werden, um Mobbingverhalten positiv zu beeinflussen.

Jörg Kußmaul