Zusammenfassung
Im Jahr 2018 wurde die „Leitlinie zur Hormontherapie in der Peri- und Postmenopause“
von 2010 erneuert, neu ausgerichtet und umbenannt. Der Schwerpunkt liegt nach wie
vor auf der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Möglichkeiten und Risiken der Hormontherapie
zur Linderung von menopausalen Beschwerden. Aber im ersten Kapitel zu Diagnostik und
Interventionen wird relativ ausführlich auch auf andere Therapiemöglichkeiten eingegangen.
So gibt es gegen Hitzewallungen für Traubensilberkerze und Isoflavone eine neutrale
sog. „Kann“-Empfehlung, die besagt, dass Evidenz vorhanden, diese aber nur für eine
sogenannte „offene“ Empfehlung ausreicht. In den anschließenden Hintergrundtexten
werden Traubensilberkerze, Phytoöstrogene bzw. Isoflavone und weitere Therapieoptionen
wissenschaftlich beleuchtet und bewertet: Die zahlreichen Studien zu Cimicifuga und
zu den phytoöstrogenreichen Pflanzen wie Soja, Rotklee, Rhapontik-Rhabarber, Leinsamen
kommen zu keinem einheitlichen Bild, wobei die Wirksamkeit gegen Hitzewallungen jedoch
als wahrscheinlich angesehen wird. Weitere Therapieoptionen aus dem Bereich der Phytotherapie
und Naturheilkunde, die möglicherweise Wirkung zeigen, sind die Akupunktur und Johanniskraut.
Zu wenige Studien gibt es zu Ginseng und zu Tiefenentspannung. Skeptisch werden TCM-Kräuterrezepturen
gesehen, da die Studienlage sehr schlecht ist und wenig über Nebenwirkungen und Interaktionen
bekannt ist.
Alles in allem ist es in der erneuerten Leitlinie gelungen, eine kleine Nische für
die Phytotherapie und Naturheilkunde zu erobern. Insgesamt ist die Studienlage nach
wie vor nicht gut oder ausreichend, um überzeugend für eine klare Empfehlung von z. B.
Traubensilberkerze oder Phytoöstrogenen zu plädieren. Aber die Evidenz reicht immerhin
aus, unter streng wissenschaftlichen Gesichtspunkten eine Wirksamkeit anzunehmen.
Wichtig ist ebenso, dass die Sicherheit einer Einnahme untersucht und dargelegt werden
konnte. So ist den Frauen und behandelnden Ärzten die Möglichkeit eröffnet, diese
Phytotherapeutika oder z. B. Akupunktur gegen Hitzewallungen leitlinienkonform anzuwenden
und für sich persönlich zu testen.