Zusammenfassung
Hintergrund Das Susac-Syndrom ist eine Vaskulopathie mit Manifestationen
am zentralen Nervensystem, an der Retina und am Innenohr und ist gekennzeichnet
durch die klinische Trias aus Enzephalopathie und/oder fokalen neurologischen
Symptomen, Hörminderung und retinalen Arterienastverschlüssen. Bisher wurden nur
etwa 300 Fälle in der medizinischen Literatur beschrieben.
Patienten/Methoden Drei Patienten mit gesichertem Susac-Syndrom wurden
retrospektiv auf das Vorhandensein krankheitstypischer retinaler Veränderungen
untersucht. Ergänzend wurde der Krankheitsverlauf analysiert mit der
Zielsetzung, ein besseres Krankheitsverständnis zu erreichen.
Ergebnisse In allen 3 beschriebenen Fällen besteht eine okklusive retinale
Mikroangiopathie mit einhergehenden Arterienastverschlüssen. In der cMRT zeigen
sich bei 2 von 3 Fällen krankheitstypische, umschriebene „snowball“-artige
Läsionen des Corpus callosum, die gemeinsam mit dem Netzhautbefund die
diagnostische Zuordnung ermöglichten. Die klassische Trias aus
Innenohrschwerhörigkeit, retinalen Arterienastverschlüssen und ZNS-Symptomatik
war allerdings in keinem der Fälle bei ärztlichem Erstkontakt vollständig
ausgeprägt.
Schlussfolgerung Die Diagnosesicherung setzt eine enge interdisziplinäre
Zusammenarbeit zwischen Neurologen, Psychiatern, HNO- und Augenärzten voraus.
Die typischen okulären Zeichen einer segmentalen Mikrovaskulopathie mit
Okklusion kleiner Arterien sollten auch bei isoliertem Auftreten Anlass dazu
geben, das Krankheitsbild in die Differenzialdiagnose einer okklusiven retinalen
Vaskulopathie mit einzubeziehen.
Abstract
Background Susac syndrome is a vasculopathy affecting the central nervous
system, retina and cochlea leading to the triad encephalopathy, branch retinal
artery occlusions and hearing loss. To date, about 300 cases have been described
in the literature.
Patients/Methods Three patients with confirmed Susac syndrome were
evaluated for disease-specific retinal pathologies. In addition, the overall
history of the disease is presented to put the ophthalmological pathology into
context.
Results All three cases showed a retinal occlusive microangiopathy with
branch retinal artery occlusions. MRI imaging revealed snowball-like lesions of
the corpus callosum in two of three cases. At the initial presentation not all
criteria of the disease-specific triad encephalopathy, branch retinal artery
occlusions, and hearing loss were fulfilled in the three patients.
Conclusion Interdisciplinary collaboration between neurologists,
otorhinolaryngologists and ophthalmologists is mandatory to establish the
diagnosis of the disease. The occurrence of the characteristic retinal pathology
with small artery occlusions and a segmental vasculopathy should always lead to
the differential diagnosis of Susac syndrome.