Zusammenfassung
Hintergrund Dem deutschen Gesundheitsystem stehen reduzierte Ressourcen zur Finanzierung von
Gesundheitsleistungen zur Verfügung. Daher stellt die demografische Entwicklung eine
der großen Herausforderungen für das deutsche Gesundheitssystem dar. Die Reproduktionsmedizin
kann Lösungsmöglichkeiten bieten und der Überalterung der Gesellschaft durch eine
Steigerung der Geburtenziffer entgegenwirken. Die meisten reproduktionsmedizinischen
Behandlungen finden in privaten Zentren statt. Für die Entwicklung neuer innovativer
Therapieansätze, die Weiterbildung und den wissenschaftlichen Fortschritt sind universitäre
Zentren jedoch unerlässlich.
Material und Methoden Mithilfe einer mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung wurden im Jahr 2012 sowohl die
IVF- als auch ICSI-Behandlungen am Universitäts-Fortpflanzungszentrum Franken (UFF)
untersucht. Die Kostensituation aus Sicht des Patientenpaares und der gesetzlichen
Kostenträger wurde der Kosten- und Erlössituation des Leistungserbringers als universitäres
reproduktionsmedizinisches Zentrum gegenübergestellt.
Ergebnisse Die Kosten des Patientenpaares lagen für einen IVF-Behandlungszyklus bei 538,71 €
und für einen ICSI-Zyklus bei 700,07 €. Für den Kostenträger beliefen sich die Kosten
inklusive der zu entrichtenden Hochschulpauschale (194,80 €) auf 733,51 € für einen
IVF-Zyklus bzw. 894,87 € für einen ICSI-Zyklus. Die Zahlungen des Patientenpaares
und des Kostenträgers wurden addiert und es ergaben sich Gesamtkosten von 1272,22 €
bzw. 1594,94 €. Dem Universitäts-Fortpflanzungszentrum Franken als Bestandteil der
Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen entstanden Kosten von 1364,47 € für
einen IVF-Behandlungszyklus und 1423,48 € für einen ICSI-Behandlungszyklus. Zuzüglich
musste die Frauenklinik noch eine Gemeinkostenpauschale von 14,9% der Einnahmen an
das Universitätsklinikum zahlen. Es ergab sich somit ein Minus für die Frauenklinik
von 281,81 € für einen IVF-Zyklus und von 66,19 € für einen ICSI-Zyklus.
Diskussion Aus Sicht eines universitären reproduktionsmedizinischen Zentrums sind aktuell IVF-
und ICSI-Behandlungen nicht kostendeckend durchführbar. Zugleich stellt ein reproduktionsmedizinischer
Behandlungszyklus aufgrund nur partieller Kostenübernahme durch die meisten gesetzlichen
Krankenkassen für das Patientenpaar eine erhebliche finanzielle Belastung dar. Es
wird somit ein Handlungsbedarf der Gesundheitspolitik aufgezeigt, um bestehende Kostenübernahmegrundsätze
zu überarbeiten und im Sinne der Patientenpaare, reproduktionsmedizinischer Zentren
und nicht zuletzt im Sinne der Gesellschaft zu verbessern und hiermit langfristig
auch als Gesellschaft zu profitieren.
Schlüsselwörter
IVF - ICSI - Reproduktionsmedizin - finanzielle Ressourcen - Weiterbildung - Endokrinologie