Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2019; 54(03): 206-216
DOI: 10.1055/a-0756-8263
Fortbildung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Staphylococcus-aureus-Blutstrominfektion – eine interdisziplinäre Herausforderung

Staphylococcus aureus Bacteraemia – an Interdisciplinary Challenge

Authors

  • Stefan Hagel*

  • Achim J. Kaasch*

  • Sebastian Weis

  • Harald Seifert

  • Mathias W. Pletz*

  • Siegbert Rieg*

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Publication Date:
13 March 2019 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund Staphylococcus aureus ist der zweithäufigste Erreger von Blutstrominfektionen. Das klinische Management einer S.-aureus-Blutstrominfektion (SAB) unterscheidet sich von dem bei Blutstrominfektionen durch andere Erreger. Gründe hierfür sind der komplikationsträchtige Verlauf, die hohe Krankenhaussterblichkeit (15 – 40%) und das häufigere Auftreten von Rezidiven.

Methoden Es erfolgte eine selektive Literaturrecherche in PubMed. In die Analyse wurden die aktuellen Leitlinien- und Expertenempfehlungen einbezogen.

Ergebnis Der Nachweis von S. aureus in der Blutkultur sollte grundsätzlich als klinisch relevant betrachtet werden. Mittel der Wahl zur Therapie bei einer Blutstrominfektion mit Methicillin-sensiblen S. aureus ist Flucloxacillin (8 – 12 g i. v./d). Bei einer Blutstrominfektion mit Methicillin-resistenten S. aureus (MRSA) werden Vancomycin oder Daptomycin (letzteres nicht bei pneumogenem Fokus) empfohlen. Die Abnahme von Folgeblutkulturen, eine intensive Fokussuche einschließlich transösophagealer Echokardiografie bei Patienten mit Risikoprofil und eine rasche Fokussanierung sind wichtige Maßnahmen. Die Therapiedauer beträgt bei unkomplizierter SAB mindestens 14 Tage, wobei die gesamte Therapie intravenös durchgeführt werden soll. Bei komplizierter SAB wird eine Gesamttherapiedauer von mindestens 4 – 6 Wochen empfohlen. Durch Adhärenz an dieses Maßnahmenbündel kann die Sterblichkeit um bis zu 50% reduziert werden.

Schlussfolgerung Die SAB geht mit einer hohen Morbidität und Letalität einher. Das klinische Management ist komplex. Durch Einhaltung von diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen kann die Prognose verbessert werden.

Staphylococcus (S.) aureus ist der zweithäufigste Erreger von Blutstrominfektionen. Das klinische Management einer S.-aureus-Blutstrominfektion (SAB) unterscheidet sich von dem bei Blutstrominfektionen durch andere Erreger. Gründe hierfür sind der komplikationsträchtige Verlauf, die hohe Krankenhaussterblichkeit (15 – 40%) und das häufigere Auftreten von Rezidiven.

Abstract

Background Staphylococcus aureus is the second-most-common pathogen among bloodstream infections. Due to a high hospital mortality rate (15 – 40%), frequent complications and recurrences the clinical management of Staphylococcus aureus bacteremia (SAB) is distinct from bacteremia from other pathogens.

Methods A literature search was performed using PubMed. Guidelines and best practice expert recommendations were included.

Results The detection of S. aureus in blood culture should always be considered clinically relevant. The drug of choice for treatment of a bloodstream infection with methicillin-sensitive S. aureus is flucloxacillin (8 – 12 g i. v./d). In a bloodstream infection with methicillin-resistant S. aureus (MRSA) vancomycin or daptomycin (the latter not in pneumonic focus) are recommended. Follow-up blood cultures, source identification, including transoesophageal echocardiography in patients with risk profile, and rapid source control are important measures. The duration of therapy is at least 14 days with uncomplicated SAB, whereby the entire therapy should be carried out intravenously. In case of complicated SAB, a total therapy duration of at least 4 – 6 weeks is recommended. Adherence to this set of measures can reduce mortality by up to 50%.

Conclusion SAB is associated with high morbidity and mortality. Clinical management is complex. By adhering to diagnostic and therapeutic measures, the prognosis can be improved.

Kernaussagen
  • Grundsätzlich ist jeder Nachweis von S. aureus in der Blutkultur als klinisch relevant zu betrachten.

  • Zur Therapieerfolgskontrolle und zur frühzeitigen Diagnose von Komplikationen ist die Abnahme von Folgeblutkulturen erforderlich.

  • Eine intensive Fokussuche, inkl. TEE bei Patienten mit Risikoprofil, und schnellstmögliche Fokussanierung können eine weitere Disseminierung der Bakterien verhindern und das Therapieergebnis verbessern.

  • Mittel der Wahl bei der Therapie einer MSSA-Blutstrominfektion ist Flucloxacillin (8 – 12 g/d i. v.). Cefazolin (6 g/d i. v.) stellt bei der unkomplizierten SAB eine wahrscheinlich gleichwertige Alternative dar.

  • Mittel der Wahl bei der Therapie einer MRSA-Blutstrominfektion sind Vancomycin (Ziel-Talspiegel 10 – 20 mg/l) oder Daptomycin (8 – 10 mg/kgKG).

  • Die Therapiedauer beträgt bei jedem Patienten mindestens 14 Tage intravenös, bei komplizierter SAB wird eine Gesamttherapiedauer von mindestens 4 – 6 Wochen empfohlen.

  • Bei Patienten mit implantierten Fremdkörpern (mit und ohne Fremdkörper-assoziierter Infektion) sollte unter Beachtung der Nebenwirkungen und Medikamenten-Interaktionen eine Biofilm-aktive Kombinationstherapie (z. B. mit Rifampicin oder Fosfomycin) erwogen werden.

* Die Autoren haben zu gleichen Teilen zum Manuskript beigetragen.