ergopraxis 2019; 12(02): 12-14
DOI: 10.1055/a-0770-3173
Wissenschaft
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Internationale Studienergebnisse


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01 February 2019 (online)

Kinder mit medizinischem Versorgungsbedarf sind weniger leistungsfähig in der Schule – Chronische Erkrankungen bei Kindern

Kinder
mit einer chronischen Erkrankung, die nicht besonders behandelt werden muss, schneiden im ersten Schuljahr gleich gut ab wie ihre gesunden Klassenkameraden.

Erstklässler, die gesund sind, und solche, die zwar eine chronische Erkrankung haben, aber nicht besonders behandelt werden müssen, schneiden in der Schule gleich gut ab. Dagegen sind chronisch erkrankte Kinder mit einem besonderen Bedarf an medizinischer Versorgung weniger leistungsfähig. Zu diesem Ergebnis kam das Forscherteam um Prof. Urschitz an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.

Die Wissenschaftler führten eine prospektive, bevölkerungsbasierte geschlossene Kohortenstudie durch. Als Studienpopulation dienten zunächst alle 2015 neu schulpflichtigen 3.683 Kinder der Stadt Mainz und dem Landkreis Mainz-Bingen. Alle unterzogen sich vor Schulbeginn der verpflichtenden obligatorischen Einschulungsuntersuchung durch einen Amtsarzt. Die Kinder mit chronischen Erkrankungen wie Asthma, ADHS, Diabetes, Herzkrankheiten, Depression usw. wurden auf zwei Wegen identifiziert: per Diagnosenstellung durch den Arzt und per Fragebogenauskunft durch die Eltern. Damit lagen die Diagnose gemäß ICD-Klassifikation vor sowie Informationen zu den Folgen und besonderen Bedürfnisse der Kinder. Über die Lehrer erfolgte die Erhebung der generellen Schulleistung: Sie bewerteten drei Monate nach Schuleintritt und am Ende des ersten Schuljahres die Lese- und Schreibfähigkeit, die Rechenfertigkeiten, das naturwissenschaftliche Wissen und die soziale Kompetenz der Erstklässler.

Am Ende analysierten die Forscher die Daten von 1.462 Kindern – für sie lagen die Einschätzungen von Arzt, Eltern und Lehrern vor. Von diesen Kindern waren 52 Prozent chronisch erkrankt. 15 Prozent waren chronisch erkrankt und hatten zusätzlich einen besonderen Bedarf an medizinischer Versorgung. Zweitere zeigten schlechtere Schulleistungen als die Kinder, die nur eine ärztliche Diagnose aufwiesen oder ganz gesund waren.

Demnach beeinflusst eine chronische Erkrankung, aufgrund derer Kinder besonders behandelt werden müssen, den schulischen Erfolg bereits in der ersten Klasse. Diese Kinder könnten von einer frühen medizinischen oder sozialen Unterstützung profitieren.

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PLOS ONE 2018; 2: e0194846